Am Tag der Arbeit haben Tausende Menschen für mehr Lohn, bessere Renten und mehr Gleichstellung demonstriert. Bei den rund 50 Veranstaltungen in der ganzen Schweiz riefen Gewerkschafter und Politikerinnen zum Kampf gegen Ungleichheit und für sozialen Fortschritt auf. Am Rande kam es aber auch zu Ausschreitungen und Sachbeschädigungen.
Tausende Menschen haben am Umzug in Zürich teilgenommen. Gemäss den Organisatoren waren es über 10'000. Laut der Stadtpolizei kam es entlang der Route zu Farbanschlägen und Sachbeschädigungen. So seien die Scheiben von mindestens zwei Banken eingeschlagen worden.
Auf dem Sechseläutenplatz forderte die Berner SP-Nationalrätin Tamara Funiciello kürzere Arbeitszeiten und sprach sich scharf gegen das vom Arbeitgeberverband ins Spiel gebrachte Rentenalter 70 aus. Sie sprach auch über die Rechte der Frauen und forderte zur Teilnahme am Frauenstreik am 14. Juni auf.
Am Nachmittag stoppte die Polizei zwei Nachdemonstrationen. Elf Personen seien zu Abklärungen in eine Polizeiwache gebracht worden, teilte die Stadtpolizei mit. Über 200 Personen wurden weggewiesen, zwei verletzt.
Ein erster Demonstrationszug wurde kurz nach 15 Uhr auf dem Helvetiaplatz unterbunden. Die Demonstrierenden zogen sich in das Kanzleiareal zurück. Die Polizei habe dort danach die Personen per Lautsprecher aufgefordert, sich freiwilligen Kontrollen zu unterziehen. Dabei sei es von ausserhalb und vom Areal zu Störaktionen gekommen. Nachdem sie mit Wurfgegenständen und Feuerwerkskörper angegriffen wurde, habe sie Tränengas und Wasserwerfer eingesetzt, schreibt die Stadtpolizei.
Gegen 16.30 Uhr habe sich ein weiterer Demonstrationszug von mehreren Dutzend vermummten Teilnehmern formiert. Dieser zog Richtung Langstrasse. Noch vor der Unterführung seien die Demonstrierenden Richtung Zeughausareal geflüchtet. Dabei sei es zu Sachbeschädigungen gekommen, schreibt die Stadtpolizei.
Gewerkschafter fordern bessere Sozialleistungen
Der Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB), Pierre-Yves Maillard, thematisierte bei seinem Auftritt in Interlaken die Arbeitsbedingungen in der Schweiz. Er warnte vor einer Verschärfung der «Kaufkraftkrise» und forderte eine Anpassung der Löhne, eine Erhöhung der AHV-Renten und eine Begrenzung der Krankenkassenprämien auf zehn Prozent des Nettoeinkommens.
SGB-Chefökonom Daniel Lampart forderte in Thun einen Ausbau «der sozialen AHV». Die Arbeitgeber hingegen wollten in der 2. Säule die Renten weiter senken, sagte er im Hinblick auf das laufende Referendum gegen die kürzlich vom Parlament beschlossene Pensionskassenreform.
Unbewilligte Demonstration beschäftigt Berner Polizei am Abend
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Bern beging den 1. Mai auf dem Bundesplatz. Ansprachen gab es unter anderem von den Nationalrätinnen Flavia Wasserfallen (SP) und Natalie Imboden (Grüne). Am frühen Abend mischte sich auch SP-Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider unter die mehreren hundert Teilnehmenden. Eine Rede hielt sie nicht.
Mehrere hundert Menschen hatten am späten Nachmittag am Umzug von der Kramgasse zum Bundeshaus teilgenommen. «Mehr Lohn. Mehr Rente. Gleichstellung jetzt!» war auf einem Plakat zu lesen.
Am Abend gab es einen unbewilligten Demonstrationszug. Wegen des angekündigten Staatsbesuchs und der offiziellen 1.-Mai-Veranstaltung auf dem Bundesplatz könne sie keinen Umzug in der Innenstadt tolerieren, schrieb die Polizei auf Twitter.
Wie ein Reporter der Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichtete, befanden sich mehrere hundert Demonstrierende am Bahnhof. Sie zündeten Pyros. Die Polizei versuchte, den Marsch in die Innenstadt zu verhindern. Der öffentliche Verkehr war eingeschränkt.
Polizei blockiert Umzug
Rund 1000 Personen haben in Basel an einem Demonstrationszug teilgenommen. Die Polizei sperrte mit einem massiven Aufgebot an Gitterfahrzeugen und Wasserwerfern die bewilligte Demonstrationsroute schon wenige hundert Meter nach ihrem Beginn ab.
Sie kesselte rund 70 Teilnehmende an der Spitze des Zugs ein, wegen «vermummten und mit Schutzmaterial ausgerüsteten Gruppierungen».
Alain Berset über Herausforderungen der Gesellschaft
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Bundespräsident Alain Berset hat an der 1.-Mai-Feier in Biel/Bienne dazu aufgerufen, den Kampf für sozialen Fortschritt fortzusetzen und sich von Rückschritten nicht entmutigen zu lassen.
Im Moment gebe es mehrere «Krisen, die sich überlappen, ablösen und verstärken». Die Pandemie, der russische Angriffskrieg in der Ukraine, die Klimakrise und die Teuerung verlangten der Gesellschaft vieles ab.
Der 1. Mai sei ein Tag der Ideale, aber auch ein Tag politischer Standortbestimmungen und konkreter Forderungen. «Heute müssen wir einmal mehr feststellen: Die Fortschritte sind klein und ständig drohen Rückschritte», sagte Berset.
In Genf haben rund 2000 Personen für eine Erhöhung von Löhnen und Renten demonstriert. An der Spitze des Demonstrationszugs marschierten die Nationalrätinnen Laurence Fehlmann Rielle (SP) und Isabelle Pasquier-Eichenberger (Grüne), Ständerätin Lisa Mazzone (Grüne) sowie die am Sonntag gewählte künftige Staatsrätin Carole-Anne Kast (SP) mit.
Es brauche Löhne, die zum Leben reichten, und Renten, die ein Leben in Würde ermöglichten, sagte SP-Co-Präsident Cédric Wermuth an der 1.-Mai-Feier in Zofingen. Nötig seien auch bezahlbare Krankenkassenprämien und Mieten, statt immer mehr Profite und Steuergeschenke für die Konzerne.
1. Mai rund um die Welt
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In Frankreich haben Hunderttausende Menschen am 1. Mai gegen die Rentenreform von Präsident Emmanuel Macron demonstriert, wobei es zu teils schweren Ausschreitungen kam. In Paris und anderen Grossstädten gab es Festnahmen und Verletzte, die Polizei setzte Tränengas ein. Demonstranten setzten Autos und Mülltonnen in Brand und warfen Scheiben von Banken und Geschäften ein. Landesweit wurden 291 Demonstranten festgenommen, 108 Polizeibeamte wurden verletzt, teilte Innenminister Gérald Darmanin mit. Die Behörden sprachen von landesweit 782'000 Teilnehmern, davon alleine 112'000 in Paris. Nach Gewerkschaftsangaben waren es 2.3 Millionen Menschen.
Die Gewerkschaften in Spanien führten im ganzen Land 70 Märsche durch. Sie warnten vor «sozialen Verwerfungen» wegen der tiefen Löhne und der Teuerung. Sie forderten zudem eine Viertagewoche.
In Istanbul in der Türkei kam es zu Zusammenstössen mit der Polizei, als Demonstrierende versuchten, auf den Taksim-Platz zu gelangen. Es gab zahlreiche Festnahmen.
Zehntausende Menschen nahmen in Südkorea an zahlreichen Veranstaltungen teil. In der Hauptstadt Seoul hat eine Art Sitzstreik stattgefunden. Bei den darauffolgenden Umzügen wurde höhere Entlöhnung gefordert sowie die Bestrafung von Unternehmen bei Arbeitsunfällen.
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