Zum Inhalt springen

Reise nach Afrika bleibt aus In der Schweiz überwintern mehr Störche

  • Knapp die Hälfte der Störche überwintert heuer in der Schweiz.
  • Bei der neunten Winter-Storchenzählung zählte die Gesellschaft Storch Schweiz vom Bodensee bis zum Genfersee insgesamt 1041 Störche.
  • Die überwinternden Störche wurden von Helferinnen und Helfern am 4. Januar gezählt.

Durch den zum Teil noch leicht schneebedeckten Boden seien die Störche schlecht zu erkennen gewesen, wie Storch Schweiz mitteilte. Erst als sich die Störche bei Beginn der Dämmerung an ihren Schlafplätzen einfanden, seien die grossen Ansammlungen wieder da gewesen.

Gemäss den Zahlen von Storch Schweiz überwintern diesen Winter 48.1 Prozent des Brutpaarbestandes in der Schweiz. Im vergangenen Winter blieben 912 Störche hierzulande, was 47.5 Prozent der damaligen Storchenpopulation entsprach. Einen Höchstwert verzeichnete die Gesellschaft im Winter 2020/2021, als über die Hälfte der Störche in der Schweiz überwinterte.

Als Störche im Winter auf den Mond flogen

Box aufklappen Box zuklappen

Die schwarz-weissen Vögel trugen massgeblich dazu bei, das Geheimnis des Vogelzugs zu lüften. Bevor ein Storch mit einem afrikanischen Speer im Hals entdeckt wurde, herrschte grosse Verwirrung über das plötzliche Verschwinden der Vögel im Winter.

Schon die alten Griechen bemerkten, dass die Vogelarten um sie herum mit den Jahreszeiten wechselten. Aristoteles schloss daraus, dass sich Gartenrotschwänze bei Wintereinbruch in Rotkehlchen verwandelten. Von Störchen und Schwalben glaubte Aristoteles, dass sie den ganzen Winter in Verstecken schlafen und erst im Frühling wieder aufwachen würden.

Ähnlich abenteuerlich blieben die Theorien bis weit nach dem Mittelalter. Der schwedische Bischof Olaus Magnus vermutete im 16. Jahrhundert, Vögel würden im Winter an den Boden von Seen sinken. Diese Theorie hielt sich bis in die 1800er-Jahre.

Einige Gelehrte lehnten jedoch die weithin akzeptierte Winterschlaftheorie ab. So zum Beispiel der englische Wissenschaftler Charles Morton. Für ihn war klar: Vögel fliegen im Winter auf den Mond.

Die Vögel ziehen in der Regel bei Wintereinbruch weg, weil bei Minusgraden die Nahrung knapp wird. Da es in vielen Regionen kaum noch über mehrere Tage oder Wochen eine geschlossene Schneedecke oder Eis auf Gewässern gibt, finden sie heute auch in den kalten Monaten genügend Schnecken, Würmer, Mäuse und kleine Fische. So können sie sich die kräftezehrende Reise nach Afrika ersparen.

Vor 75 Jahren ausgestorben

Dass Störche heute wieder in der Schweiz leben, ist nicht selbstverständlich. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts brachen die Storchenbestände vielerorts ein, auch in der Schweiz. Flussbegradigungen und die Trockenlegung von Feuchtgebieten raubten den Vögeln ihren Lebensraum. Im Jahr 1950 galt der Weissstorch in der Schweiz schliesslich als ausgestorben.

Storch im Schneesturm, zwei Menschen im Hintergrund.
Legende: Da in der Schweiz die Winter immer milder sind, ersparen sich zahlreiche Störche die lange Reise nach Afrika. Keystone/ANDREAS LEEMANN

Doch schon bald nach seinem Verschwinden begannen die ersten Wieder­ansiedlungs­projekte. Nach zögerlichen Anfängen wächst die Storchenpopulation in der Schweiz seit 2010 eindrücklich: Jährlich brüten rund zehn Prozent mehr Störche in der Schweiz. Im Jahr 2024 zählte Storch Schweiz mit 1081 erstmals über tausend Weissstorchpaare, die in der Schweiz brüteten.

SRF 4 News, 11.01.2025, 11:00 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel