Wer aus einem Risikogebiet in die Schweiz einreist, muss sich innerhalb von zwei Tagen bei den kantonalen Behörden melden. So sehen es die Vorschriften des Bundes vor. An der Landesgrenze zu den Nachbarländern werden keine systematischen Kontrollen durchgeführt.
Man sei darauf angewiesen, dass sich die Leute melden, sagt Michel Hassler, Mediensprecher des Aargauer Gesundheitsdepartements: «Wir kennen die Zahlen vor allem vom Flughafen Zürich. Da ist es so, dass sich rund ein Drittel der Flugpassagiere nicht gemeldet hat.»
Diese Personen verzeige man wegen Verletzung der Meldepflicht: «Nach Abgleich der Liste haben wir Stand Ende letzter Woche 571 Personen wegen Verletzung der Meldepflicht verzeigt. Da die Verfahren noch nicht abgeschlossen sind, können wir zu deren Ausgang nichts sagen.» Es drohen Bussen bis zu 10'000 Franken.
Von Kanton zu Kanton unterschiedlich
Der Kanton Bern geht einen anderen Weg. So werden beispielsweise die Personen auf den Einreiselisten des Flughafens Zürich nicht systematisch kontrolliert, sagt Gundekar Giebel, Kommunikationsverantwortlicher der Berner Gesundheitsdirektion.
Man gehe davon aus, dass sich die Menschen melden würden. Zudem sehe man, dass sich nur wenige Menschen im Ausland anstecken würden, sagt Giebel: «Wir stellen fest, dass es unsere Kräfte vor allem braucht, um Ansteckungsketten zu unterbrechen.»
Das betreffe etwa Ausbrüche bei privaten Treffen, Feiern oder Sportveranstaltungen, so Giebel weiter. «Die Rückreisenden melden sich meines Erachtens verhältnismässig gut. Hier genügen Stichproben.» Zudem seien in den letzten Wochen von 895 positiven Fällen im Kanton Bern nur 50 im Ausland infiziert worden.
Rudolf Hauri ist oberster Kantonsarzt der Schweiz. Er sagt, die Meldedisziplin sei in den Kantonen sehr unterschiedlich. Bei ihm im Kanton Zug würden sich die meisten Menschen melden. «Es gibt andere Meldungen aus anderen Kantonen. Wir hören, dass die Meldedisziplin vielleicht nicht so hoch ist und sich ein grösserer Teil nicht meldet. Da gibt es offenbar grössere Unterschiede.»
Eine Untersuchung nach den Sommerferien habe zudem ergeben, dass etwa ein Prozent der Menschen, die in Einreisequarantäne waren, später positiv getestet wurden. Bei den aktuell 15'000 Menschen in Quarantäne sind das immerhin 150 Infizierte, die das Virus nicht weitergeben können. Die Quarantäne mache also Sinn, ist Hauri überzeugt.
Appell an Selbstverantwortung
Auch beim Bundesamt für Gesundheit ist man sich bewusst, dass vieles auf Freiwilligkeit beruht. So sagt Virginie Masserey, die Leiterin der Sektion Infektionskontrolle und Impfprogramm beim BAG, man könne nicht alle kontrollieren.
Die Strategie des Bundes und auch die gewisser Kantone beruht also auf der Selbstverantwortung der Menschen.