Bis Freitag um Mitternacht können die kantonalen Sektionen der SVP ihre Vorschläge für die Bundesratswahl an die Findungskommission melden. Die Findungskommission will indes noch mögliche postalische Eingänge von allfälligen weiteren Kandidaturen abwarten und deshalb erst am Montag informieren. Bis jetzt sind fünf Bewerbungen für die Nachfolge von Bundesrat Ueli Maurer öffentlich bekanntgegeben worden. Wer hat die beste Chance, von Findungskommission und Fraktion ins Rennen geschickt zu werden?
Adrian Vatter ist Politologe an der Universität Bern. Für SRF News schätzt er die Wahlchancen der fünf Kandidaten und Kandidatinnen ein.
Werner Salzmann
«Werner Salzmann hat als Erstes seine Kandidatur bekannt gegeben, das ist sicherlich ein Vorteil. Er bekam so die ganze Aufmerksamkeit. Salzmann ist gut verankert, gerade auch bei konservativen SVP-Politikern, und hat gewisse Chancen im Nominationsprozess. Sein Nachteil ist jedoch, dass er thematisch etwas eng aufgestellt ist, insbesondere mit der Fokussierung auf Armee- und Verteidigungspolitik. Er ist auch weniger verankert als andere Kandidaten, deshalb sehe ich ihn eher als Aussenseiter.»
Albert Rösti
«Albert Rösti ist in vielerlei Hinsicht die ideale Kandidatur: Er ist thematisch breit aufgestellt, breit verankert, hat gezeigt, dass er sich durchsetzen kann im Parlament. Denken wir an den kürzlich erzielten Energie-Kompromiss, welcher stark auf ihn zurückgeht. Als seine einzige Schwäche könnte man darlegen, dass er als zu nett und kollegial empfunden wird. Dies ist ein Nachteil innerhalb der SVP-Fraktion, wird aber bei der Wahl am 7. Dezember ein Vorteil sein.»
Heinz Tännler
«Heinz Tännler stammt aus der Zentralschweiz. Dies ist sicherlich ein Vorteil für ihn, da in dieser Region durchaus eine Kandidatur gesucht werden kann. Sein Nachteil ist, dass er nicht im Parlament ist und die notwendige Vernetzung für eine Wahl nicht besitzt.»
Michèle Blöchliger
«Die Frauenkandidatur in Form von Michèle Blöchliger ist zu begrüssen, da die SVP grundsätzlich auf männliche Kandidaten setzt. Der Nachteil von Blöchliger ist ähnlich wie bei Heinz Tännler ihre fehlende Vernetzung in Bundesbern. Zusätzlich könnte ihr die Aussage bezüglich der Doppelbürgerschaft zum Verhängnis werden. Deshalb sehe ich bei ihr wenig Chancen.»
Hans-Ueli Vogt
«Hans-Ueli Vogt ist eine interessante Kandidatur. Seine Stärke liegt darin, dass er durchaus als kollegial betrachtet werden kann. Er ist ein eigenständiger Denker; das bringt Vor- und Nachteile mit sich. In der eigenen Fraktion wird er teilweise als Aussenseiter betrachtet, auf der anderen Seite schätzt es die politische Linke, wenn ein SVP-Politiker Positionen vertritt, welche von der Parteilinie abweichen.»
Am 7. Dezember wird im Bundeshaus gewählt. Wer wird auf dem Ticket stehen und dem Parlament zur Wahl vorgelegt? Vatter rechnet mit einem Zweierticket: «Am Schluss wird man eine Auswahl bieten müssen. Ich denke, dass es ein Zweierticket mit Rösti und Vogt geben wird, als Vertreter der beiden grössten Kantone. Die anderen Kandidaten und Kandidatinnen haben bisher zu wenig überzeugt.»