Während der Coronapandemie wurde sie schlagartig bekannt: Virenforscherin Emma Hodcroft. Damals arbeitete sie noch an der Uni Bern und erklärte die Zusammenhänge, wie sich das Coronavirus in der Welt ausbreitete.
Heute forscht die Wissenschaftlerin, die in Schottland und Texas aufgewachsen ist, als Gruppenleiterin am Swiss TPH und Assistenzprofessorin an der Universität Basel und wird nun von der renommierten Fachzeitschrift Nature geehrt.
Die 38-Jährige wurde in die Liste der «People to Watch in 2025» aufgenommen, also in die Liste mit Personen, die man 2025 im Auge behalten sollte. Und zwar, wenn es darum geht, die Wissenschaft zu gestalten.
Die Molekularepidemiologin wurde neben Mark Thomson, dem nächsten Generaldirektor des Cern, und dem designierten US-Präsidenten Donald Trump aufgeführt.
Open-Source-Datenbanken für die Wissenschaft
«Ich fühle mich geehrt», sagt Hodcroft. Sie habe nicht damit gerechnet. «Aber es zeigt für mich, wie wichtig es ist, dass es solche Datenbanken gibt, wie jene, die ich mitentwickelt habe. Wichtig für die Gesundheit der Menschen.»
Die Gen-Datenbank, die Emma Hodcroft mitgegründet hat, trägt den Namen Pathoplexus. Es handelt sich um eine sogenannte Open-Source Datenbank. Das heisst: Die Daten darauf können öffentlich genutzt werden. Forscherinnen und Forscher auf der ganzen Welt können Daten einsehen und selber raufladen.
Gibt es in einem Land einen neuen Affenpocken-Fall, können die Forschenden dort die genetischen Daten dazu auf die Plattform laden. So hat man nicht nur eine Übersicht, wo das Virus zirkuliert, sondern auch, welche Varianten wo auftreten. Neben den Affenpocken wird auch die Entwicklung des Ebolavirus oder des West-Nil-Virus auf diese Weise mitverfolgt.
Helfen, die Pandemie in den Griff zu bekommen
Tausende Daten aus rund 100 Ländern sind so bereits zusammengekommen. «Solche Sequenzen haben uns in der Coronapandemie sehr geholfen, das Virus in den Griff zu bekommen», sagt Hodcroft.
Während der Pandemie war Hodcroft eine gefragte Frau. Auf Twitter beantwortete sie Fragen und teilte ihr Wissen, gab Interviews in Radio und TV. Schnell hatte sie auch einen Spitznamen: die Virenjägerin. Plötzlich war sie nicht mehr «nur» eine Epidemiologin, sondern eine Person des öffentlichen Lebens. Eine Rolle, die für sie gepasst habe.
«Ich habe wohl ein natürliches Talent dafür, Dinge einfach zu erklären und es macht mich auch nicht nervös, vor einer Kamera zu stehen.»
Und nicht nur das: Sie verstehe es auch als eine Art Verpflichtung als Wissenschaftlerin, ihr Wissen mit der Bevölkerung zu teilen.
Die Schweiz hat mein Herz gestohlen.
Hodcroft kam vor sieben Jahren nach Basel, um hier zu forschen und wollte eigentlich nur ein Jahr hier bleiben. Nun lebt sie immer noch hier und sagt: «Die Schweiz hat mein Herz gestohlen.»
Zurück in die USA? Keine Option
Die Nähe zur Natur, die Förderung der Wissenschaft, das alles gefalle ihr hier. Am liebsten wolle sie in der Schweiz bleiben, sagt sie. Zurück in die USA sei keine Option. Die Stimmung dort sei «deprimierend».
Darauf angesprochen, dass auf der «Nature»-Liste neben ihr auch Donald Trump zu finden ist, sagt Emma Hodcroft: «Er will die Finanzierung für wissenschaftliche Projekte in den USA kürzen. Aber ich hoffe, dass er das noch einmal überdenkt.»