In Laufenburg AG entsteht ein neues Technologiezentrum. Das Herzstück wird der bisher weltweit grösste Batteriespeicher. Die Batterie speichert Strom und soll die Stabilität des Schweizer Stromnetzes sicherstellen. Aber eine ETH-Studie sagt, dass die Technologie des Grossprojekts keine Zukunft habe. Sie werde sich weltweit nicht durchsetzen. Ans Aufgeben denkt in Laufenburg aber niemand, im Gegenteil.
Der Batteriespeicher in Laufenburg AG soll das europäische Stromnetz stabil halten. Das ist mit erneuerbarer Energien wie Solarenergie nicht so einfach. Einmal scheint die Sonne, und es wird viel Strom produziert, dann wieder wenig. Wird auf einmal sehr viel oder sehr wenig Strom ins Netz eingespeist, kann das Stromnetz im schlimmsten Fall zusammenbrechen.
Das soll der Batteriespeicher von Laufenburg verhindern: «Unser Batteriespeicher ist immer am Netz und kann unter einer Sekunde reagieren und Strom ins Netz einspeisen», sagt Marcel Aumer, CEO und Mitgründer der Firma Flexbase. Sie steht hinter dem Projekt.
Das Projekt kostet mindestens eine Milliarde Franken. Finanziert wird es von Privaten aus der Schweiz, Deutschland, Österreich und Liechtenstein. Zudem seien Hochschulen und Firmen aus dem Technikbereich involviert. «Die Leistung des Batteriespeichers geht in Richtung Kernkraftwerk», so Marcel Aumer von Flexbase.
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Bild 1 von 3. Marcel Aumer von der Firma Flexbase vor den Plänen für das Gigaprojekt. Für ihn sei es genau die richtige Technologie, sagt er gegenüber SRF. Bildquelle: SRF/Stefan Ulrich.
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Bild 2 von 3. Das ehemalige Gebäude der Swissgrid. Hier hat Aumers Firma Flexbase ihren Hauptsitz. Er erwartet die Bewilligung für den Neubau nebenan in den nächsten Tagen. Bildquelle: SRF/Stefan Ulrich.
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Bild 3 von 3. Erste Vorarbeiten laufen bereits. 2028 soll der Batteriespeicher in Betrieb gehen. Bildquelle: SRF/Stefan Ulrich.
Nun äussert ein Experte Zweifel, ob das Projekt auf die richtige Technologie setzt. ETH-Energieprofessor Tobias Schmidt hat in seiner Studie analysiert, welche Batterie-Technologien sich bis 2030 weltweit durchsetzen werden. Die Laufenburger Technologie spielt in seinen Szenarien keine Rolle. «Ich kenne die genauen Zahlen in Laufenburg nicht. Aber ich bin erstaunt. Ich würde nicht in diese Technologie investieren.»
Batterie mit Flüssigkeit oder Lithium-Ionen?
Die Laufenburger Batterie basiert auf der Redox-Flow-Technologie. Hierbei wird der Strom in Tanks, die eine Flüssigkeit enthalten, gespeichert. Solche Batterien existieren unter anderem schon in Asien. Europa und die Schweiz seien noch nicht so weit, findet Marcel Aumer von Flexbase.
So funktioniert eine Redox-Flow-Batterie
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Bild 1 von 3. Tanks für Flüssigkeiten. Bei der Redox-Flow-Batterie handelt es sich um eine Flüssigbatterie, auch Flussbatterie genannt. Bildquelle: SRF.
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Bild 2 von 3. Separate Kreisläufe. Das System besteht aus zwei Tanks, in denen flüssige Elektrolyte in separaten Kreisläufen fliessen. Bei Elektrolyten handelt es sich um Stoffe, die in wässriger Lösung elektrischen Strom leiten können. In den Tanks wird der Strom gespeichert. Bildquelle: SRF.
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Bild 3 von 3. Batterie lädt und entlädt. Der Lade- und Entladevorgang geschieht nicht in den Tanks selbst, sondern in einer separaten Zelle. Mithilfe von Pumpen werden die Elektrolyte durch diese Zelle gepumpt und laden- oder entladen sich. Oder anders gesagt: Die Batterie lädt oder entlädt sich. Bildquelle: SRF.
ETH-Experte Schmidt sagt hingegen, die Zukunft liege in Lithium-Ionen-Batterien. «Der grosse Markt für Lithium-Ionen-Batterien sind Elektro-Fahrzeuge. Gerade in China wird hier viel investiert, und die Batterien werden rasch besser und günstiger. Die Lernkurve dieser Technologie ist enorm», so Schmidt.
Brandgefahr unterschätzt?
Anders sieht das Marcel Aumer von Flexbase. Die Lithium-Batterien seien nicht ungefährlich, das blende die Studie der ETH aus. «Wenn eine Lithium-Batterie brennt, brennt sie zu Ende. Man kann sie weder mit Stickstoff noch mit Wasser noch sonst was löschen.» Eine Redox-Flow-Batterie hingegen könne aus rein physikalischen Gründen kein Feuer fangen.
Bei der Technologie sind sich ETH-Professor und Firmen-CEO also nicht einig. Einig sind sie sich aber in der Grundidee, dass Strom aus Solaranlagen gespeichert werden muss, um zu einem späteren Zeitpunkt wieder ins Stromnetz zu gelangen. Tobias Schmidt von der ETH sagt: «Günstige Speichertechnologien gelten als der heilige Gral der Energiewende. Nachfrage und Angebot muss immer stimmen, darum braucht es Speicher.»
Die Anlage in Laufenburg soll ab 2028 in Betrieb sein. Ab Frühling soll gebaut werden.