Wie viel verdienen Ärztinnen und Ärzte? Der Tarif, der das vorgibt, ist veraltet und soll seit Jahren modernisiert werden. Nun sprechen die Beteiligten von einem Meilenstein. Sie haben eine gemeinsame Organisation für den ambulanten Tarif gegründet. Dieser Lösung den Weg geebnet hat der Berner Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg.
Schnegg sagt: «Der Schritt ist meiner Meinung nach wichtig, denn wir haben im ambulanten Sektor einen veralteten Tarif, der nicht mit der heutigen Medizin übereinstimmt.» Deshalb passt der derzeit gültige Tarif nicht mehr:
- Was die Ärztinnen und Ärzte für ihre Behandlungen verdienen, entspricht nicht den effektiven Kosten.
- Der gültige Tarif bildet die heutige Technik nicht ab, denn die Medizintechnik ist viel weiter und die Digitalisierung ermöglicht neue Formen, wie etwa die Telemedizin.
- Der gültige Tarif widerspricht der politischen Vorgabe, dass Behandlungen, wenn möglich, ambulant und ohne Übernachtung im Spital stattfinden sollen.
Der Berner Gesundheitsdirektor fügt an: «Jetzt müssen alle Partner das Beste geben, dass unsere Spitäler, unsere Ärzte und unsere Pflegenden mit korrektem Tarif unterwegs sein können.»
Krankenkassenverbände sind zuversichtlich
Nicht nur der veraltete, gültige Tarif hat eine Vorgeschichte, auch der neue, der ihn ablösen soll. Denn es gibt zwei verschiedene Ansätze der zwei Krankenkassenverbände, die bisher in Konkurrenz standen. Nun sollen beide Tarife vereint und in einer gemeinsamen Tariforganisation weiterentwickelt werden.
Die Verantwortung dafür liegt bei Pierre Alain Schnegg. Er ist zuversichtlich. Denn er hat die Verbände nicht nur unter ein Dach gebracht, er hat ihnen auch Zugeständnisse abgerungen. In gut zwei Jahren sollen Arztpraxen, Therapeutinnen und Ambulatorien auf den neuen Tarif umstellen können.
Der Teufel liegt im Detail und die Arbeit beginnt erst. Aber ich bin durchaus zuversichtlich.
Auch die Spitzen der zwei Krankenkassenverbände sprechen von einem Meilenstein. Mitte-Nationalrat Martin Landolt aus Glarus, neuer Verwaltungsratspräsident bei Santésuisse, räumt ein, dass es mit der neuen Tariforganisation noch nicht getan sei. «Aber das Büro widerspiegelt einen Konsens. Wir haben innerhalb der Tarifpartner auf strategischer Ebene einen gemeinsamen Nenner gefunden und uns über ein gemeinsames Vorgehen einigen können.»
Ähnlich klingt auch der Urner FDP-Ständerat Josef Dittli, Verwaltungsratspräsident von Curafutura, dem anderen Krankenkassenverband. «Der Teufel liegt im Detail und die Arbeit beginnt erst. Aber ich bin durchaus zuversichtlich, dass es auf dieser Grundlage und mit dieser Organisation gelingen wird, die Ziele zu erreichen.»
Spätestens in einem Jahr genehmigen lassen
Das Ziel ist, die beiden verschiedenen Tarifsysteme fertig auszuarbeiten und bis spätestens in einem Jahr zusammen beim Bund zur Genehmigung einzureichen. Beide Verwaltungsratspräsidenten heben die wichtige Rolle des Berner Gesundheitsdirektors Schnegg hervor. Doch dieser winkt ab: «Für nächstes Jahr haben wir genügend Arbeit auf dem Tisch.»
Gelingt es, kann der ambulante Tarif nach fast 20 Jahren modernisiert werden. Künftig soll die Tariforganisation den Tarif dann regelmässig anpassen. So sollen Blockaden und ein Tarif, der die Realität nicht mehr abbildet, der Vergangenheit angehören.