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Was haben Mykoplasmen mit Lungenentzündung zu tun?
Aus SRF 4 News vom 02.10.2024. Bild: Keystone
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Rückkehr der Mykoplasmen Rekordwerte bei Kinder-Lungenentzündungen

Seit dem Sommer werden in Kinderspitälern vermehrt Lungenentzündungen verzeichnet, die durch Mykoplasmen-Bakterien ausgelöst werden. Vor allem Kinder sind betroffen. Warum es zu der Häufung kommt und wie gefährlich der spezielle Erreger ist.

Derzeit leiden sehr viele Kinder und Jugendliche an Lungenentzündungen. Der Grund dafür sind Bakterien, sogenannte Mykoplasmen. In verschiedenen Kinderspitälern macht sich der Anstieg seit dem Sommer bemerkbar, weil ein Teil der Kinder hospitalisiert werden muss. Die Bakterien scheinen aber nicht in allen Regionen gleich stark verbreitet zu sein.

Neue Rekordwerte erreicht

Seit Mai dieses Jahres stiegen die Infektionszahlen am Kinderspital Zürich an und erreichten im Juli ein Rekordhoch: knapp 40 Fälle registrierte das Spital, die Hälfte der Erkrankten musste stationär behandelt werden. Die Zahl der Mykoplasmen-Infektionen war damit im Juli fast viermal so hoch wie zu Spitzenzeiten vor der Pandemie. Noch immer bewegt sich die Anzahl Fälle auf sehr hohem Niveau, zumindest in Zürich verzeichnet man aktuell aber eine leichte Abnahme.

Ein kleines Mädchen spielt mit Stofftieren Spital
Legende: In der Regel ist eine durch Mykoplasmen ausgelöste Lungenentzündung bei Kindern nicht gefährlich. Keystone/Salvatore die Nolfi

Infektiologe Patrick Meyer Sauteur gibt Entwarnung: «Grundsätzlich ist diese Mykoplasmen-Lungenentzündung nicht gefährlich. Die Infektionen sind nicht schwer. Der Grund für die Hospitalisation ist, dass die Erkrankten zusätzlichen Sauerstoff benötigen.» In der Regel sei jedoch keine Behandlung auf der Intensivstation nötig.

Nachwirkungen der Corona-Zeit

Die aktuelle Häufung der Fälle sind sehr wahrscheinlich eine Folge der Corona-Pandemie. Viele Infektionskrankheiten waren während dieser Zeit fast verschwunden und kamen danach stärker zurück. Auch auf die Mykoplasmen ist das Immunsystem derzeit etwas weniger vorbereitet als noch vor den Pandemiejahren, erklärt Patrick Meyer Sauteur. «Bei den Mykoplasmen sehen wir das etwas verzögert. Aber beim Wiederauftreten kam es nun zu einem deutlichen Peak. Das lässt sich schon auf die fehlende Immunität nach Corona zurückführen.»

Mykoplasmen: Speziell, aber ungefährlich

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  • Mykoplasmen sind spezielle Bakterien. Sie gehören zu den kleinsten Bakterien überhaupt und besitzen keine Zellwände.
  • Mykoplasmen teilen sich sehr langsam und infizieren nur Menschen.
  • Eine Infektion mit Mykoplasmen erfolgt über Tröpfchen. Dazu braucht es nahen und längeren Kontakt.
  • Lungenentzündungen durch Mykoplasmen entwickeln sich langsamer als bei anderen Erregern. Die Symptome (Fieber, Kurzatmigkeit) sind weniger stark.
  • Herkömmliche Antibiotika gegen Lungenentzündungen wirken nicht gegen Mykoplasmen, da diese keine Zellwand haben. In schweren Fällen werden andere Antibiotika angewendet.
  • Mykoplasmen sind grundsätzlich nicht gefährlich. Infektionen verlaufen meist mild und heilen von selber aus.
  • Aufgrund der hohen Fallzahlen kommt es zu seltenen, schweren Verläufen, wahrscheinlich bedingt durch eine schwere Immunreaktion auf den Erreger.

Bereits im vergangenen Sommer wurden erstmals wieder Mykoplasmen-Infektionen registriert. Die hohe Anzahl jetzt sei vermutlich darauf zurückzuführen, dass sich Mykoplasmen sehr langsam teilten und auch sonst sehr spezielle Bakterien seien, so Meyer Sauteur.

Mehr Fälle auch in Basel und Bern

Auch das Universitäts-Kinderspital beider Basel stellte im August einen starken Anstieg der Lungenentzündungen durch Mykoplasmen fest. So wurden im Spital ungefähr drei Kinder pro Woche behandelt. Normalerweise war es ein Kind pro Monat. Anders als in Zürich ist in Basel momentan keine Abnahme der Fälle zu beobachten.

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In der Kinderklinik des Inselspitals Bern hingegen seien die Zahlen schon vor einem Jahr angestiegen – und seither durchgehend hoch, sagt Chefarzt Christoph Aebi: «Wir sehen normalerweise auch saisonale Schwankungen - mehr Infektionen im Herbst und weniger in den warmen Monaten. In diesem Jahr sehen wir an unserem Standort eine hohe Aktivität, bis und mit in den Juli.» Die hohen Fallzahlen halten unverändert an.

Auffällig sei, dass verhältnismässig viele Patientinnen und Patienten spitalpflichtig seien und für einige Tage Sauerstoff benötigten, so die Medienstelle des Inselspitals. Ansonsten seien die Erkrankungen nicht schwerer als üblich, die mittlere Hospitalisationsdauer betrage fünf Tage.

Trotz der höheren Fallzahlen von Mykoplasmen-Lungenentzündungen müssten Eltern keine speziellen Vorkehrungen treffen, so die Experten.

Hinweis der Redaktion

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Dieser Artikel wurde am 08.08.2024 publiziert und am 02.10.2024 aktualisiert.

Radio SRF 4 News, 02.10.2024, 05:30 Uhr

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