Gottfried Locher tritt als Präsident der Evangelisch-reformierten Kirche EKS zurück. Hintergrund sind Vorwürfe einer Mitarbeiterin, er habe ihr gegenüber eine «Grenzüberschreitung» begangen. Lange Zeit passierte nichts, nun aber ist der Druck auf ihn offenbar doch zu gross geworden. Wohl auch, weil vier grosse Kantonalkirchen eine Aufklärung der Vorwürfe verlangten. Eine von ihnen ist die reformierte Kirche Aargau. Deren Präsident, Christoph Weber-Berg, verlangt nun eine unabhängige Untersuchung der Vorgänge.
SRF News: Sind Sie zufrieden mit dem Rücktritt Lochers?
Christoph Weber-Berg: Zufrieden wäre das falsche Wort. Ich bin froh, dass eine gewisse Klärung jetzt stattfindet, aber alles andere wird sich noch zeigen müssen.
Wie soll es aus Ihrer Sicht denn jetzt weitergehen?
Es ist ganz dringend notwendig, dass eine wirklich unabhängige und fachkompetente Untersuchung der Vorgänge veranlasst wird, die dann klärt, was eigentlich die Ursachen sind, die hinter diesen Rücktritten aus dem Rat der EKS stehen.
Der Rat der EKS hat bereits eine externe Untersuchung dieses Sachverhaltes angekündigt. Reicht Ihnen das nicht?
Ich weiss nicht, wen der Rat der EKS damit beauftragt. Ich weiss auch nicht, welche Rolle er gerade in diesem Zusammenhang spielt. Und solange für mich nicht ersichtlich ist, welche Rolle der Rat dabei gespielt hat, kann ich auch nicht sicher sein, dass diese Untersuchung wirklich unabhängig ist.
Wir haben nichts gehört, wir hatten keine Kommunikation. Es war eine totale Blockade.
Ich kann einfach feststellen, dass der Rat in den letzten Wochen und Monaten praktisch handlungsunfähig war. Wir haben nichts gehört, wir hatten keine Kommunikation. Es war eine totale Blockade. Von daher kann ich nicht beurteilen, ob eine unabhängige Untersuchung, die vom Rat veranlasst wird, tatsächlich unabhängig ist.
Ist der EKS-Rat in dieser Zusammensetzung für Sie noch tragbar?
Das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Die Rolle der Ratsmitglieder muss zuerst untersucht werden. Ob einzelne Personen noch tragbar sind in dem Rat oder nicht, wird sich im Nachhinein klären.
Wie sehr schadet dieser öffentliche Streit der reformierten Kirche?
Das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht beurteilen. Ich kann nur sagen, dass ich sehr bedaure, was wir jetzt durchmachen. Und ich werde erst im Rückblick beurteilen können, wie hoch der Nutzen war, dass es jetzt zu diesem Schritt gekommen ist, und wie hoch der Schaden ist, der unserer Kirche dadurch entstanden ist. Wichtig ist für mich, dass wir als Kirche Klarheit schaffen, Transparenz schaffen, um unsere Glaubwürdigkeit wiederherstellen zu können.
Das Gespräch führte Janis Fahrländer.