Das Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Pratteln im Baselbiet – kurz ESAF – ist ein Mega-Event. 51'000 Zuschauerinnen und Zuschauer werden im Stadion erwartet, dazu kommen noch einmal mehrere 10'000 Leute auf dem Festgelände. Jetzt meldet die «Basler Zeitung», dass der Sicherheitschef Marcus Müller das Handtuch geworfen hat. Dies, weil das Sicherheitskonzept Mängel aufweise. Es gebe zum Beispiel zu wenig Fluchtwege.
Viel engere Platzverhältnisse als beim letzten Fest in Zug
Vor seinem Engagement beim ESAF war Müller 21 Jahre lang Chef des Baselbieter Krisenstabs. Dort war er unter anderem mitverantwortlich für die Sicherheit beim Fussballturnier Euro 2008. Auch beim ESAF hatte er das Sicherheitskonzept mitgeplant – für ein engräumiges Gelände. Das Problem seien aus seiner Sicht die Fluchtwege. Denn das Festgelände sei im südlichen Teil gleich auf drei Seiten eingeschlossen. Es liegt zwischen einer Autobahn, Zug-Gleisen und einem Bach.
Es kann zu Gedränge und stürzenden Menschen kommen. Das darf nicht sein.
Hier brauche es genügend und vor allem genügend breite Brücken und Übergänge, um im Notfall mehrere 10'000 Menschen evakuieren zu können. «Wenn wir nicht die nötigen Fluchtwege haben, sehe ich eine Gefahr. Es kann zu Gedränge und stürzenden Menschen kommen. Das darf nicht sein», warnt Müller.
Aus seiner Sicht hätten sich die Organisatoren für die falschen Fluchtweg-Varianten entschieden. Deshalb habe er sein Amt als Sicherheitschef abgegeben. Das Gelände in Pratteln sei deutlich enger und es gibt rundherum weniger freie Flächen als beim letzten Eidgenössischen Schwingfest im Kanton Zug.
Mehrfach habe er darauf hingewiesen, dass die Fluchtwege nicht genügen würden. Nun habe er die Verantwortung nicht mehr tragen können. Falls es zu einer Massenpanik kommen sollte, sei es kaum möglich, die Massen vom südlichen Teil des Festgeländes zu evakuieren. Gegenüber der «Basler Zeitung» sagt Müller, dass die Verantwortlichen finanzielle Interessen vor die Sicherheit gestellt hätten.
Dass der Sicherheitschef ausgerechnet wegen Sicherheitsbedenken abspringt, ist indes keine gute Werbung für die Organisatoren des Schwingfests. ESAF-Geschäftsführer Matthias Hubeli relativiert den Abgang allerdings. In den Hauptfragen sei man sich einig gewesen, sagt er auf Anfrage.
ESAF-Verantwortliche sehen kein Sicherheitsproblem
Die Differenzen würden nur Details betreffen, sagt Hubeli. Da habe der ehemalige Sicherheitschef zu hohe Ansprüche gehabt: «Müller hatte einen sehr hohen Qualitätsanspruch. Das war nicht mehr synchron mit der Einschätzung des Präsidialausschusses des EFAS. Darum hat der Sicherheitschef sein Amt niedergelegt.» Man habe jetzt noch drei Monate Zeit, um die Planung gegebenenfalls noch zu optimieren. So oder so werde das ESAF Pratteln für alle Gäste ein sicheres Schwingfest, verspricht Hubeli.