Was ist die Vorgeschichte? Das 185-jährige Luzerner Theater ist am Ende seiner Lebenszeit. Die letzte grosse Sanierung ist mehr als 50 Jahre her. Ein neues Theaterhaus an der Reuss wurde am 9. Februar 2025 von der Stimmbevölkerung deutlich abgelehnt. Das Stadtparlament hat daraufhin fünf Millionen Franken für eine Notsanierung gesprochen.
Was ist passiert? Das Luzerner Theater kontrolliert die einzelnen Bereiche regelmässig auf ihren Zustand. Dabei stellten die Verantwortlichen um Ostern herum fest, dass sich unter dem ersten Rang – quasi dem Balkon – lose Deckenplatten befinden. Mehr als 150 Plätze musste das Theater aus Sicherheitsgründen sofort sperren: den kompletten Balkon und die darunterliegenden Sitzreihen im Parkett. Es ist nicht das erste Mal, dass so etwas passiert. Bereits 2019 wurden Risse in der Gipsdecke entdeckt. Das Luzerner Theater musste die Decke über dem Zuschauerraum komplett erneuern.
Wie sicher ist es für Publikum und Mitarbeitende? «Die Sicherheit für das Publikum und für die Mitarbeitenden ist unser oberstes Gebot», sagt Stefan Vogel, Betriebsdirektor des Luzerner Theaters. Die losen Deckenteile wurden inzwischen abgenommen – dabei handelt es sich um rund drei Tonnen Material. Die Plätze im Parkett, die sich unter dem ersten Rang befinden, wurden wieder als sicher eingestuft und freigegeben. Der erste Rang hingegen bleibt aber sicher bis Ende der Saison 2024/25 gesperrt. Dies betrifft immer noch 145 Sitzplätze. Vor einer Freigabe müsse die Stabilität der Konstruktion abgeklärt werden, so das Theater. Dazu hätten Fachleute geraten.
Was heisst das finanziell fürs Luzerner Theater? Das Theater rechnet mit Einbussen. Wie hoch diese ausfallen, sei noch nicht klar, sagt Direktor Stefan Vogel. Er rechne aber mit einem sechsstelligen Betrag. Die fehlenden Sitzplätze sorgen vor allem bei der Produktion «Hardland» nach dem Roman von Benedict Wells für ein Loch in der Kasse. «Alle Vorstellungen sind bis Spielzeitende mehr oder weniger ausverkauft. Da war es nicht so einfach, Ersatzplätze anzubieten.» Geplant sind nun drei Zusatzvorstellungen. Trotzdem rechnet das Luzerner Theater alleine für «Hardland» mit einem Einnahmeausfall von 100'000 Franken.
Wie reagiert die Stadt? Oberste Priorität sei, dass das Luzerner Theater weiterbetrieben werden könne, sagt der Kulturbeauftragte der Stadt Luzern, Gianluca Pardini. «Es geht auch darum, dass die Mitarbeitenden des Luzerner Theaters eine Perspektive haben.» Fünf Millionen Franken hat das Stadtparlament für die Notsanierung gesprochen. Der jetzige Vorfall sei in diesem Budget aber nicht mit eingerechnet gewesen. Wie dieser Schaden gedeckt wird, darüber seien das Luzerner Theater und die Stadt im Gespräch, heisst es von beiden Seiten.
Wie weiter mit dem Luzerner Theater? Ein Neubau am jetzigen Theaterstandort ist seit der Abstimmung im Februar vom Tisch. «Wir brauchen schnell eine Strategie für die Erneuerung des Luzerner Theaters», sagt Betriebsdirektor Stefan Vogel. Man müsse damit rechnen, dass es weitere solche Vorfälle gebe. Die Stadt Luzern führt zurzeit eine Bevölkerungsumfrage zur verlorenen Abstimmung durch. Die Ergebnisse wolle man vor der Sommerpause kommunizieren, sagt Gianluca Pardini. Sie dienen dann auch als Grundlage für eine Weiterplanung des Luzerner Theaters.