Überschwemmungen, verschüttete Dörfer und mindestens vier Todesopfer: Die verheerenden Unwetter im Tessin und im Wallis sorgen für Bestürzung. Das ist auch Bundespräsidentin Viola Amherd beim Besuch in ihrem Heimatkanton anzumerken.
«Man hat Bilder. Aber das aus der Nähe zu sehen, ist enorm beeindruckend. Das ist hart für die Bevölkerung», sagte Amherd in Chippis nahe Siders. «Ich habe das schon 1993 in Brig als Gemeinderätin erlebt. Damals hat man gesehen, dass Solidarität sehr wichtig ist.»
Viola Amherd dachte auch an die Industriebetriebe, von denen einige nach den Unwettern vom Wochenende ihre Produktion einstellen mussten: «Wir müssen schnell eingreifen, damit die Arbeit wieder aufgenommen werden kann. Es ist unglaublich, was die Natur angerichtet hat», betonte sie.
Die Chefin des Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) erinnerte daran, dass die Armee Truppen mobilisiere, um dem Kanton zu helfen. Solche Ereignisse «folgen immer schneller aufeinander, man muss auf die Prävention achten», fügte die Bundespräsidentin hinzu.
Betroffen zeigte sich auch die Schweizer Fussballnationalmannschaft in Stuttgart. Trotz intensiver Vorbereitung auf das EM-Spiel gegen England drücken die Nati-Stars der Bevölkerung ihre Solidarität aus.«Auch wir bekommen mit, was in der Heimat passiert: Unwetter, Todesopfer und grosse Schäden», sagt Goalie Yann Sommer in einem Video auf X.
Der Walliser Mittelfeldspieler Vincent Sierro fährt fort: «Es erfüllt uns mit Trauer. Im Namen der Nationalmannschaft drücken wir unser Beileid aus.» Und Italien-Legionär Remo Freuler sagt abschliessend: «Wir sind mit euch.»
Gemeindepräsident von Lavizzara ringt um Fassung
Sichtlich bewegt war Gabriele Dazio, der Gemeindepräsident von Lavizzara. «Ich hätte nie geglaubt, dass meine Augen einmal eine solche Verwüstung sehen werden», sagte Dazio mit brüchiger Stimme an einer Medienkonferenz in Locarno vom Samstag.
Da sei eine Turnhalle, die einfach verschwunden sei, Ferienhäuser, die nicht mehr existierten, Freunde, welche aus der Gemeinschaft gerissen worden seien. Diese Situation können man sich nicht vorstellen, wenn man sie nicht am eigenen Leib erfahren habe, hielt Dazio fest. Wie man den betroffenen Dörfern eine Zukunft geben könne, wisse er nicht. Das Dorf Peccia, welches eine bekannte Skulpturenschule beherbergt, sei in desaströsem Zustand.
Was ist passiert? Geht es weiter so in diesem Sommer?
Die Wiederholung katastrophaler Ereignisse «berührt uns zutiefst», sagte auch Bundesrat Ignazio Cassis bei der Medienkonferenz in Locarno am Samstag. «Was ist passiert?», fragte der sichtlich bewegte Bundesrat in den Raum. «Geht es weiter so in diesem Sommer?» Diese Wiederholung von Unwettern zeige, wie verwundbar wir seien.
Cassis war bereits am vergangenen Wochenende nach den Unwettern in die Mesolcina gereist. Damals war das italienischsprachige Graubünden von schweren Unwettern getroffen worden.
Es sei nicht einfach, an zwei aufeinanderfolgenden Sonntagen wegen einer durch die Natur ausgelösten Tragödie an einer Medienkonferenz aufzutreten, sagte Bundesrat Ignazio Cassis. Familien hätten Schreckliches erlebt, manche hätten Tote zu beklagen.
Der Aussenminister drückte die Unterstützung des Bundesrates für die betroffene Bevölkerung und die Behörden aus.