Rosen, Birken, Heidelbeeren, Mais oder Soja: Über 300 Pflanzenarten frisst der Japankäfer. Das Insekt richtet in der Landwirtschaft grosse Schäden an. Man könnte es auch als «Erntevernichter» bezeichnen.
Seit einigen Jahren verbreitet sich der Schädling in Norditalien und im Tessin. Nun gibt es erstmals in Europa eine Population nördlich der Alpen – im zürcherischen Kloten. Der Bund hat dies gestern mit dem Kanton und der Stadt Kloten bekannt gegeben.
Fragezeichen in der Landwirtschaft
Dass «Popillia japonica» in der Deutschschweiz angekommen ist, löst bei den Bauern Unbehagen aus. «Wir haben den Japankäfer im Tessin schon länger beobachtet», sagt Martin Streit vom Zürcher Bauernverband. «Doch wir haben alle gehofft, dass er nicht in den Norden kommt.»
Die Landwirtinnen und Landwirte stehen jetzt vor grosser Ungewissheit: Wie stark verbreitet sich der Japankäfer? Gelingt der Kampf gegen den Schädling? «Im Moment gibt es sehr viele Fragezeichen», fasst Streit zusammen. «Dementsprechend ist eine gewisse Angst natürlich da.»
Um die Verbreitung zu stoppen, setzen die Behörden auf eine grosse Bekämpfungsaktion. Am Donnerstag rücken Fachleute sowie Zivilschützer aus und setzten in Kloten Pestizide ein. Diese sogenannten Insektizide sollen die Japankäfer abtöten.
Für Menschen und Haustiere ist das Mittel nicht schädlich. Doch Konsumenten dürfen damit behandeltes Gemüse oder Früchte drei Wochen lang nicht essen. «Wenn beispielsweise Beeren gerade vor der Ernte gespritzt werden müssen, ist das natürlich nicht ideal», sagt Martin Streit. Dann könnten die Bauern diese Früchte nicht mehr verkaufen.
Mit dem Insektizid kann man am schnellsten eingreifen.
Dennoch steht der Zürcher Bauernverband hinter der Massnahme: «Man ist zeitlich zum Handeln gedrängt.» Mit dem Insektizid könne man am schnellsten eingreifen, um den Japankäfer zu bekämpfen. «Und es handelt sich um ein bekanntes Mittel, das für verschiedenste Kulturen zugelassen ist.»
Japankäfer frisst Reben kahl
Auch Winzerinnen und Winzer in der Region sind vom Insektizid-Einsatz überzeugt. Denn der Japankäfer gefährdet auch die Reben. «Eine genügend grosse Population frisst alle grünen Blätter ab», sagt Beat Kamm. Der Winzer ist Präsident des Branchenverbands Zürcher Wein. «Die Reben sind in der Folge nicht mehr fähig, sich zu ernähren.»
Laut Kamm ist die Bekämpfungsaktion der Behörden deshalb angezeigt. Der Wettlauf gegen den Japankäfer betrifft auch die Bevölkerung. Bis Ende September darf sie in Kloten ihre Rasen- und Grünflächen nicht mehr bewässern. Der Bund will damit verhindern, dass die weiblichen Käfer ihre Eier in nasse Böden legen. Weiter müssen abgeschnittene Pflanzen, Kompost oder Blumentöpfe in der Sperrzone bleiben.
In diesem Massnahmenpaket sehen die Zürcher Winzerinnen und Winzer eine seriöse Schädlingsbekämpfung. Es sei wichtig, dass die Bevölkerung über den problematischen Japankäfer Bescheid wisse. «Wenn wir den Schädling auf der nördlichen Seite des Gotthards in den Griff bekommen möchten, muss dies jetzt im kleinen Gebiet gelingen.» Breite sich der Japankäfer weiter aus, könne er nicht mehr aufgehalten werden.