Der Hochrhein zwischen Stein am Rhein und Schaffhausen gilt als eine der schönsten, aber auch anspruchsvollsten Flussfahrten Europas. Vor allem der obere Streckenabschnitt ist durch zahlreiche Engstellen und Sandbänke geprägt. Unter der Wasseroberfläche lauern Felsen mit Namen wie «Mörder», «Salzfresser» und «Apfelfresser», die an frühere Schiffsunglücke erinnern.
Die Kapitäne der Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) brauchen deshalb beim Navigieren viel Feingefühl und genaue Flusskenntnisse. Und dennoch gibt es manchmal kein Durchkommen mehr.
Grund ist nicht nur der zunehmende Freizeitverkehr durch Gummiboote und Stand-up-Paddler, sondern auch der Wasserstand. Er ist starken Schwankungen unterworfen.
Wasserpegel um über einen Meter gesunken
«Die Sommer bringen weniger Niederschlag», stellt Kapitän Patrick Stoll während der Fahrt auf dem MS Thurgau fest. Allein im Juni dieses Jahres sei der Rheinpegel um über einen Meter gesunken, weil der Regen ausblieb.
Die Statistik zeigt, dass in elf der letzten sechzehn Jahre die Strecke während mehrerer Tage und Wochen gesperrt werden musste für die grossen URh-Kursschiffe. 2022 war die obere Rheinstrecke zwischen Stein am Rhein und Diessenhofen gleich für drei Viertel der Saison unterbrochen. So lange wie nie zuvor.
Trockenere Sommer haben nicht nur einen grossen Einfluss auf die Natur, sie bringen auch den Fahrplan und das Konzept der touristischen Schifffahrt gehörig durcheinander. Die URh verliert bei einem Streckenunterbruch Passagiere, weil der Hochrhein die Paradestrecke ist. Wenn Ausflüglerinnen, Wanderer und Gruppen ausbleiben, geht das massiv ins Geld.
In trockenen Sommern sind nur noch kleine Rundfahrten möglich
Deshalb stellt URh-Verwaltungsratspräsident Sönke Bandixen klar: «Die trockenen Sommer könnten bedeuten, dass wir uns in Zukunft verstärkt auf den Untersee konzentrieren müssen.» Nur dort sind auch bei Niedrigwasser Schifffahrten noch möglich. Auf dem Rhein hingegen ist das Angebot stark reduziert – mit nur kleinen Rundfahrten ab Schaffhausen bis Diessenhofen und wieder zurück. Das sind aber erst Überlegungen.
In der Vergangenheit gab es auch Streckenunterbrüche wegen Hochwasser, weil dann die Schiffe nicht mehr unter der alten Diessenhofer Holzbrücke durchfahren können.
Nur fallen diese nicht so stark ins Gewicht. Die Passagiere müssen bei Hochwasser in Diessenhofen nur kurz umsteigen auf ein anderes Schiff, können aber die Fahrt auf der gesamten Hochrhein-Strecke geniessen. Solche Hochwassersituationen sind aber seltener geworden. Sie kamen in den letzten 20 Jahren nur noch sechs Mal vor.