Zum Inhalt springen
Audio
Freilichtspiele leiden unter schleppendem Vorverkauf
Aus Regionaljournal Zentralschweiz vom 31.05.2024. Bild: Welttheatergesellschaft Einsiedeln
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 48 Sekunden.

Schleppender Vorverkauf Freilichtspiele und ihre Mühe mit der «Generation Unverbindlich»

Spontan entscheiden, statt früh buchen: Der Ticketverkauf für traditionelle Freilichttheater ist harziger geworden.

Das Welttheater Einsiedeln steht vor seiner Jubiläumsausgabe: Das Freilichttheater im Kanton Schwyz feiert diesen Sommer sein hundertjähriges Bestehen. Doch das Interesse an den Tickets hält sich bisher in Grenzen.

Ein als Mönch verkleideter Schauspieler beim Beten
Legende: Alle sieben bis zehn Jahre wird in Einsiedeln das «Welttheater» aufgeführt. Diese Aufnahme zeigt eine Szene der Spielperiode 2007. Welttheatergesellschaft Einsiedeln

Für alle 36 Vorstellungen finden sich online noch zahlreiche freie Plätze. Im Gegensatz zu früheren Jahren sei ein Theaterbesuch heute «fast schon ein Tagesentscheid», beobachtet der Finanzchef vom Welttheater, Lukas Lang.

Zu geringer Ticketverkauf: Grossanlass in Basel abgesagt

Box aufklappen Box zuklappen
Legende: Auch der in Basel bekannte Choreograph Richard Wherlock konnte nicht für mehr Ticketverkäufe sorgen. Totentanz zu Base/Nicolas Joray

Als einzigartiger Grossanlas in der Basler Innenstadt war der «Totentanz zu Basel» angekündigt worden. Jetzt ist das Freilichtspektakel auf dem Münsterplatz aber abgesagt worden. Laut Produzent Dominique Mollet wurden nur 17 Prozent der Tickets verkauft, was zu wenig sei.

Marketing zeigte zu wenig Wirkung

«Als wir realisiert haben, dass die Ticketverkäufe tief sind, haben wir das Marketing zwar hochgefahren, aber das hat zu nichts geführt, die Verkaufszahlen sind niedrig geblieben», sagt Mollet. Daher habe man einsehen müssen, dass die Veranstaltung nicht wie gewünscht stattfinden kann.

Die Organisatoren hatten mit 15'000 Zuschauern gerechnet und die grösste Tribüne geplant, die es je auf dem Münsterplatz gegeben hätte. Wer bereits ein Ticket gekauft hat, erhalte nun sein Geld zurück.

Offen war mit öffentlichen Geldern passiert

Die Premiere des Totentanzes war für den 24. Juni geplant. Die Verantwortlichen prüfen jetzt, wie viel Geld bereits ausgegeben wurde. Die Veranstaltung hatte auch finanzielle Unterstützung von der Regierung erhalten, in der Höhe von 250'000 Franken aus dem Swisslos-Fonds. Wie es mit diesen Mitteln weitergeht, sei derzeit noch unklar.

Der «Totentanz zu Basel» war als riesiges Freilichtspektakel geplant: Ein Sinfonieorchester, Balletttänzerinnen und -tänzer, Profisänger und ein Knabenchor sollten daran mitwirken. Ausserdem: die Choreografie hätte Richard Wherlock, ehemaliger Ballettdirektor am Theater Basel, verantworten sollen.

Hinzu komme, dass es diesen Sommer sehr viel Konkurrenz gebe. Noch immer würden Veranstaltungen nachgeholt, die wegen der Coronapandemie verschoben werden mussten. Auch die diesjährige Ausgabe des Welttheaters Einsiedeln sollte ursprünglich bereits 2020 über die Bühne gehen.

Hoffen auf Jubiläumseffekt

Lukas Lang erwartet deshalb, dass viele der noch freien Tickets erst kurz vor den Vorstellungen verkauft werden. Damit das Welttheater von diesen Anfragen nicht überrannt wird, habe man in den kommenden Wochen extra mehr Personal eingeplant und zusätzliche Telefonleitungen organisiert.

Lukas Bärfuss
Legende: Beim diesjährigen Welttheater Einsiedeln ist Lukas Bärfuss für das Buch verantwortlich. Trotz des bekannten Schweizer Autors läuft der Vorverkauf nur schleppend. Keystone/Boris Rössler

Dass kurz vor der Premiere noch viele Plätze leer sind, macht Lukas Lang keine Sorgen: «Wir sind nicht nervös.» Das Welttheater, welches nur alle sieben bis zehn Jahre aufgeführt werde, sei ein einzigartiger Anlass. Positiv stimmt ihn auch die zusätzliche Aufmerksamkeit durch das Jubiläum.

Tellspiele ohne Tell

Ihr Hundertjähriges bereits gefeiert haben die Tellspiele im bernischen Interlaken. Bei der Jubiläumsausgabe im Jahr 2012 seien die Tribünen regelmässig voll gewesen, erinnert sich Vorstandsmitglied Dany Rhyner. 40'000 Besucherinnen und Besucher hätten die Tellspiele damals gezählt. Danach nahm der Publikumsandrang aber stetig ab. «Im letzten Jahr waren es noch 14'000 Leute.»

Auch in Interlaken würden die Besuchenden immer kurzfristiger entscheiden. Der Vorverkauf für die 18 Vorstellungen ab Mitte Juni laufe nur schleppend. Trotzdem: «Ich bin zuversichtlich, dass die Kurve bald nach oben zeigt», sagt Dany Rhyner.

Robin Hood dramatische Aufnahme im Gegenlicht
Legende: Dieser Freiheitskämpfer spannt den Pfeilbogen statt die Armbrust: Die Tellspiele Interlaken setzen auf Robin Hood statt auf Wilhelm Tell. Tellspiele Interlaken

Interlaken wie auch Einsiedeln setzen bisher Mal für Mal auf denselben Theaterstoff: Interlaken auf Friedrich Schillers Klassiker «Wilhelm Tell». Einsiedeln auf «Das grosse Welttheater» des spanischen Dramatikers Don Pedro Calderón. Interlaken geht dieses Jahr zum ersten Mal neue Wege: Statt Tell steht «Robin Hood» auf dem Programm. Damit erhofft man sich ein neues Publikum. Nicht zuletzt, da Tell immer seltener in der Schule gelesen werde und sich deshalb weniger Schulklassen anmelden.

Erfolg mit Musicals

Eine andere Strategie verfolgen die Thunerseespiele. Diese wechseln ihr Stück jedes Jahr und setzen seit Beginn im Jahr 2003 ausschliesslich auf Musicals. Heuer bringen sie «Mary Poppins» auf die Bühne. Das Konzept scheint zur Zufriedenheit der Veranstalter zu funktionieren. Zwei Monate vor Start seien bereits über die Hälfte der Tickets verkauft. «Einen ebenso erfreulichen Vorverkauf hatten wir bei mehreren Stücken vergangener Jahre», heisst es auf Anfrage.

Bühnenbild Dällebach Kari
Legende: Die Thunerseespiele setzen seit jeher auf Musicals. Hier die Vorführung des «Dällebach Kari» aus dem Jahr 2023. Keystone/Peter Schneider

Bei den Thunerseespielen spürt die Produktionsfirma FBM Entertainment keine Veränderung im Verhalten der Kundschaft. Bei anderen Veranstaltungen hingegen schon. «Ticketverkäufe werden zum Teil spontaner und kurzfristiger getätigt.» Die Thunerseespiele scheinen also die Ausnahme zu sein, welche die Regel bestätigt.

Regionaljournal Zentralschweiz, 30.05.2024, 17:30 Uhr ; 

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel