Das Welttheater Einsiedeln steht vor seiner Jubiläumsausgabe: Das Freilichttheater im Kanton Schwyz feiert diesen Sommer sein hundertjähriges Bestehen. Doch das Interesse an den Tickets hält sich bisher in Grenzen.
Für alle 36 Vorstellungen finden sich online noch zahlreiche freie Plätze. Im Gegensatz zu früheren Jahren sei ein Theaterbesuch heute «fast schon ein Tagesentscheid», beobachtet der Finanzchef vom Welttheater, Lukas Lang.
Hinzu komme, dass es diesen Sommer sehr viel Konkurrenz gebe. Noch immer würden Veranstaltungen nachgeholt, die wegen der Coronapandemie verschoben werden mussten. Auch die diesjährige Ausgabe des Welttheaters Einsiedeln sollte ursprünglich bereits 2020 über die Bühne gehen.
Hoffen auf Jubiläumseffekt
Lukas Lang erwartet deshalb, dass viele der noch freien Tickets erst kurz vor den Vorstellungen verkauft werden. Damit das Welttheater von diesen Anfragen nicht überrannt wird, habe man in den kommenden Wochen extra mehr Personal eingeplant und zusätzliche Telefonleitungen organisiert.
Dass kurz vor der Premiere noch viele Plätze leer sind, macht Lukas Lang keine Sorgen: «Wir sind nicht nervös.» Das Welttheater, welches nur alle sieben bis zehn Jahre aufgeführt werde, sei ein einzigartiger Anlass. Positiv stimmt ihn auch die zusätzliche Aufmerksamkeit durch das Jubiläum.
Tellspiele ohne Tell
Ihr Hundertjähriges bereits gefeiert haben die Tellspiele im bernischen Interlaken. Bei der Jubiläumsausgabe im Jahr 2012 seien die Tribünen regelmässig voll gewesen, erinnert sich Vorstandsmitglied Dany Rhyner. 40'000 Besucherinnen und Besucher hätten die Tellspiele damals gezählt. Danach nahm der Publikumsandrang aber stetig ab. «Im letzten Jahr waren es noch 14'000 Leute.»
Auch in Interlaken würden die Besuchenden immer kurzfristiger entscheiden. Der Vorverkauf für die 18 Vorstellungen ab Mitte Juni laufe nur schleppend. Trotzdem: «Ich bin zuversichtlich, dass die Kurve bald nach oben zeigt», sagt Dany Rhyner.
Interlaken wie auch Einsiedeln setzen bisher Mal für Mal auf denselben Theaterstoff: Interlaken auf Friedrich Schillers Klassiker «Wilhelm Tell». Einsiedeln auf «Das grosse Welttheater» des spanischen Dramatikers Don Pedro Calderón. Interlaken geht dieses Jahr zum ersten Mal neue Wege: Statt Tell steht «Robin Hood» auf dem Programm. Damit erhofft man sich ein neues Publikum. Nicht zuletzt, da Tell immer seltener in der Schule gelesen werde und sich deshalb weniger Schulklassen anmelden.
Erfolg mit Musicals
Eine andere Strategie verfolgen die Thunerseespiele. Diese wechseln ihr Stück jedes Jahr und setzen seit Beginn im Jahr 2003 ausschliesslich auf Musicals. Heuer bringen sie «Mary Poppins» auf die Bühne. Das Konzept scheint zur Zufriedenheit der Veranstalter zu funktionieren. Zwei Monate vor Start seien bereits über die Hälfte der Tickets verkauft. «Einen ebenso erfreulichen Vorverkauf hatten wir bei mehreren Stücken vergangener Jahre», heisst es auf Anfrage.
Bei den Thunerseespielen spürt die Produktionsfirma FBM Entertainment keine Veränderung im Verhalten der Kundschaft. Bei anderen Veranstaltungen hingegen schon. «Ticketverkäufe werden zum Teil spontaner und kurzfristiger getätigt.» Die Thunerseespiele scheinen also die Ausnahme zu sein, welche die Regel bestätigt.