«Kassensturz» inspizierte mit drei Experten die fünf längsten Schlittelbahnen der Schweiz mit dem höchsten Schwierigkeitsgrad. Im Test waren die Bahnen von Saas Grund (VS), Fiescheralp–Lax (VS), Faulhorn–Grindelwald (BE), Muottas Muragl (GR) und Pizol–Wangs (SG).
Gefährliche Gegenstände in Pistennähe
Ernüchternd: Drei Schlittenbahnen weisen zum Teil gravierende Sicherheitsmängel auf. Die Experten entdeckten viele gefährliche Gegenstände: Absperrgitter, Brückengeländer, Holzpflöcke und Eisenstangen am Rand der Schlittenbahn. Im unteren Teil der Schlittenbahn Pizol hatte es sogar mehrere Drahtzäune.
«All diese Gegenstände haben auf einer Schlittenbahn nichts verloren», sagt Benedikt Heer von der Beratungsstelle für Unfallverhütung BfU. Er beurteilte zusammen mit Sarina Buser vom Bundesamt für Sport und Weltcup-Rodler auf Naturbahn Jérôme Almer die Schlittenbahnen verdeckt in drei Kriterien:
- Mietstation: Zustand der Mietschlitten und Helme
- Gästeinformation: Gibt es eine Info-Tafel mit Verhaltensregeln fürs Schlitteln? Ist eine Notfallnummer vorhanden?
- Strecke: Ist die Bahn gesichert, gibt es gefährliche Passagen? Was taugen die Sicherheitsnetze, und wie gut ist die Bahn signalisiert?
Nur zwei Bahnen sind punkto Sicherheit gut
In Saas-Grund waren einige Sicherheitsnetze zu hoch montiert. Schlittenfahrer können zwischen Boden und Netz hindurchrutschen und abstürzen. Zudem müssen Schlittler vielerorts die Bahn mit Skifahrern und Snowboardern teilen. «Das ist eine grosse Herausforderung für die Schlittler», sagt Benedikt Heer von der BfU.
Auf der Schlittenbahn von der Fiescheralp nach Lax entdeckt der BfU-Experte eine besonders gefährliche Kurve: «Wer hier aus der Bahn gerät, fällt drei, vier Meter nach unten.»
Die Aletsch-Bahnen schreiben, ihre Schlittelbahn Fiescheralp–Lax verfüge über das Gütesiegel «geprüfte Pisten» von Seilbahnen Schweiz. Die Sicherheit stehe stets im Zentrum, die kritisierten Punkte werde man aufgreifen und verbessern.
Bloss zwei Schlittenbahnen erhalten von den Experten für die Sicherheit das Prädikat «Gut»: Die Schlittenbahn Muottas Muragl bei Pontresina und die Bahn vom Faulhorn nach Grindelwald.
Grosse Unterschiede auch bei Mietschlitten
Bei der Station auf der First gibt es für 15 Franken pro Tag gute und lenkbare Rodel für die Abfahrt vom Faulhorn zu mieten. Auch die Miet-Schlitten auf der Fiescheralp beurteilten die Experten als gut. Nicht zufrieden sind sie mit den alten Schlitten auf dem Muottas Muragl und den eigenwilligen Schlitten in Saas-Grund mit Kufen aus Plastik. «Man kann damit nicht lenken und es macht keinen Spass», so das Urteil von Weltcup-Rennrodler Jérôme Almer.
Diese Schlitten seien für die Topografie des Schlittelweges besonders geeignet, schreiben die Hohsaas-Bergbahnen. Ausserdem seien ihre Pisten durch die Seilbahnen Schweiz abgenommen. Sie würden täglich kontrolliert und entsprächen den gängigen Sicherheitsstandards. Man habe aber aufgrund der Resultate von «Kassensturz» verschiedene Verbesserungsmassnahmen eingeleitet. Dies schreiben im Übrigen sämtliche Schlittelbahn-Betreiber.