Pascal Hagmann und Gaël Potter sind mit ihrem Boot auf dem Genfersee unterwegs. Sie fischen – nach Plastik. Sie befassen sich mit dem Plastikabfall, der auf dem Genfersee schwimmt. Mithilfe eines sogenannten Manta-Netzes dokumentieren die beiden Forscher, wieviel Plastik auf dem See treibt.
Um dies zu messen, werfen die Forscher das Netz aus und fahren dann für eine halbe Stunde langsam geradeaus. Dabei wird die Oberfläche des Genfersees abgeschöpft.
14 solcher Standorte sind über den gesamten See verteilt. Auch in den nächsten Tagen werden die Forscher an den weiteren Stationen Proben nehmen. In den letzten Monaten haben sie bereits eine Messreihe durchgeführt und festgestellt, dass der Genfersee eine ähnlich hohe Verschmutzung aufweist wie das Mittelmeer.
Pascal Hagmann, Geschäftsführer von Oceaneye sagt « Durchschnittlich haben wir an den 14 Messstationen eine Verschmutzung von 129 Gramm pro Quadratkilometer gemessen. Wir können aber leider nicht sagen, wie schlimm dieser Wert ist. Es gibt bis jetzt noch keine Norm, ab welchem Wert von einer starken Verschmutzung die Rede ist.»
Nur wenig grosse Plastikteile
Die durchschnittliche Konzentration auf den Weltmeeren liegt bei 160 Gramm pro Quadratkilometer und befindet sich somit in einem ähnlichen Bereich, das Mittelmeer weist einen Wert von 190 g/km2 auf.
Oceaneye geht davon aus, dass momentan circa 14 Millionen Plastik-Partikel auf dem Genfersee schwimmen. Die meisten Objekte sind kleiner als 20 Zentimeter.
Der wissenschaftliche Leiter von Oceaneye, Gaël Potter, erklärt, weshalb nur wenige grosse Objekte zu finden sind. «Der Plastik zersetzt sich, sobald er eine Zeit lang im Wasser ist. Die UV-Strahlung, der Wind und die Wellen, all diese äusseren Einflüsse tragen dazu bei, dass der Plastik sich mehr und mehr zersetzt.»
Tierwelt am meisten betroffen
Was für Auswirkungen der Plastik auf den Menschen hat, ist noch wenig erforscht. Doch auch wenn der Mensch offenbar bislang keine Auswirkungen zu spüren bekam, die Tiere auf und im Wasser sind bereits jetzt betroffen.
Irgendwann werden diese Teilchen durch die Zersetzung so klein, dass sie von den Tieren aufgenommen werden, bestätigt Gaël Potter. «Die grösste Auswirkung sieht man bei der Fauna.
Die Tiere essen, was das Wasser ihnen bietet. Sie fühlen sich satt, obwohl sie nichts Verwertbares zu sich genommen haben und der viele Plastik blockiert am Schluss ihre Verdauung, woran sie dann sterben.»
Nächstes Projekt steht in den Startlöchern
Ein Grossteil des Abfalls auf dem Wasser stammt vom Menschen. Plastiksäcke, Sandwich-Verpackungen und PET-Flaschen sind auf dem See zu finden. Aus welchen Quellen der Abfall auf dem See landet und wo die Partikel aus dem Genfersee hingetrieben werden, wird Teil des nächsten Forschungsprojekts von Oceaneye.