Die Freude über die Rückkehr ins Klassenzimmer ist spürbar. Alex Messerli, der Präsident des Luzerner Lehrerinnen- und Lehrerverbands, ist selbst Primarlehrer. «Ich freue mich darauf, die Kinder zu begrüssen und zu sehen, wie es ihnen geht. Es interessiert mich, wie sie diese Wochen ohne Präsenzunterricht gemeistert habe.»
Messerli begrüsst den Entscheid des Bundesrates, die Schulen ab dem 11. Mai schrittweise wieder zu öffnen, genauso der Dachverband aller Lehrpersonen der Schweiz. Dieser stellt aber auch Forderungen an die Landesregierung. Der Bundesrat müsse ein praxistaugliches Schutzkonzept ausarbeiten und klären, wie Lehrpersonen und Schulkinder im Unterricht geschützt werden könnten.
Sehr vieles ist ungeklärt
Zu viele Fragen seien noch unbeantwortet, hält auch Messerli vom Luzerner Lehrerinnen- und Lehrerverband fest: «Wie viele Kinder kommen? Wann kommen sie? Kommen alle zusammen? Wo unterrichten wir?»
Erst wenn diese Fragen beantwortet seien, könne man damit beginnen, den Unterricht vorzubereiten. Besonders schwierig dürfte es sein, die aktuellen Distanzregeln einzuhalten, die seien nämlich nur schwer mit regulärem Unterricht zu verbinden.
Distanz ist das Problem
Das sieht auch Conradin Cramer so. Der Erziehungsdirektor des Kantons Basel-Stadt hat auch Bedenken, was die Einhaltung der Distanzregeln im Schulzimmer betrifft. «Alles, was Distanz unter Kindern verlangt, vor allem auf der Stufe Kindergarten und Beginn der Primarschule, und alles, was nur kleine Gruppen ermöglicht, wird äusserst schwierig.»
Die Distanzregeln einhalten, das sei vor allem in den unteren Schulstufen Wunschdenken. Eine Lösung könnte sein, dass die Kinder in Kleingruppen zur Schule gehen, dass abwechselnd die halbe Klasse im Schulzimmer ist und die andere Hälfte im Fernunterricht.
Doch Erziehungsdirektor Cramer wehrt ab, dafür fehlten schlichtweg die Ressourcen. Und: «Das würde die Betreuungsproblematik für die Familien nicht lösen und die Lehrpersonen vor zusätzliche Herausforderungen stellen.» Man dürfe sich keine Illusionen machen.
Er fügt an: «Die Hygiene ist auch eine Herausforderung, aber sie ist machbar. Das wirkliche Problem wären Distanzgebote. Dann wäre an normalen Schulunterricht nicht zu denken.»
Schule soll Schule bleiben
Die aktuellen Abstandregeln müssten angepasst werden. Die Kinder sollen nur dann zurück in die Schule, wenn sie auch wirklich unterrichtet werden können. Das sieht auch Lehrer Messerli aus Luzern so, denn «wenn der Aufwand, den Unterricht durchzuführen, grösser wird als der Nutzen, dann müssen wir ein Fragezeichen dahinter setzen.» Die Lehrpersonen seien da, um den Unterricht sicherzustellen, nicht die Betreuung.
Der Ball liegt wieder beim Bundesrat und dem Bundesamt für Gesundheit. Sie müssen Klarheit schaffen, unter welchen Bedingungen der Präsenzunterricht durchgeführt werden kann. So können sich alle über die Rückkehr der Kinder freuen.