In vielen Kantonen starten aktuell die Schulen wieder, so auch im Kanton Zürich. Die Zürcher Bildungsdirektorin und Präsidentin der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK), Silvia Steiner, sagt im Interview, wie sich die Schulen auf die Omikronwelle vorbereitet haben und was getan werden muss, um den Schulbetrieb aufrechtzuerhalten.
SRF News: Die Fallzahlen sind so hoch wie noch nie, die Festtage sind vorbei und nun ist Schulstart. Wie ist da Ihr Befinden als Bildungsdirektorin?
Silvia Steiner: Das ist eine sehr anspruchsvolle Zeit. Wir haben schon vor den Ferien geplant, welche Massnahmen wir sicher treffen werden, wir sind sehr gut vorbereitet. Aber wir wissen nicht, wie sich die Situation entwickelt. Die neue Variante ist sehr ansteckend und deshalb werden die Schulen diese Woche sicher sehr gefordert sein.
Wie gross ist Ihre Angst, dass Schulen wieder schliessen müssen bei diesen hohen Fallzahlen?
Das kann man wahrscheinlich nicht ausschliessen, dass dies im Einzelfall passieren wird, sollten Fallzahlen in einzelnen Schulen sehr hoch und auch Lehrpersonen betroffen sein. Dann wird man das als Worst-Case-Szenario wahrscheinlich ins Auge fassen müssen.
Wenn Lehrpersonen massenhaft ausfallen, teilweise auch wegen Quarantänepflicht, was machen Sie dann?
Wir haben geschaut, dass Schulen möglichst viel Flexibilität haben, um Ersatz zu bekommen: Studierende, Leute, die schon pensioniert sind – dass die aushelfen können. Und bis jetzt sind die Schulen da sehr gut unterwegs, sie konnten den Schulbetrieb aufrechterhalten.
Mit einem späteren Schulstart hätten wir das Problem einfach um eine Woche hinausgeschoben.
Was spricht denn eigentlich dagegen, dass man den Schulstart hinauszögert, zumindest ein paar Tage, bis man erste Testresultate hat? Es gibt ja Kantone, die das so machen.
Ja, das haben wir auch ins Auge gefasst und geprüft, wir hätten dann einfach das Problem um eine Woche hinausgeschoben. Wir starten jetzt, lassen den Grossteil der Schüler testen und werden dann sehen, wie hoch die Zahlen bei den ungeimpften Vier- bis Elfjährigen sind. Das wird uns zusammen mit den Masken sicher helfen. Wir hatten vor den Schulferien das Gefühl, dass die Zahlen bei den Vier- bis Elfjährigen stark sinken. Wir werden das auf uns zukommen lassen und müssen dann spontan reagieren.
Die Kantone setzen mit Maskenpflicht und Testobligatorien auf unterschiedliche Massnahmen. Deshalb die Frage an Sie als Präsidentin der Erziehungsdirektorenkonferenz: Weshalb einigt man sich nicht auf einheitliche Massnahmen?
Umsetzen müssen das ja immer die Schulen vor Ort und die Situation vor Ort ist immer sehr unterschiedlich: In den Städten ist die Akzeptanz immer sehr gross, dass bei den Massentests mitgemacht wird. Aber es gibt auch Gebiete mit riesigen Widerständen, da entlädt sich der Druck dann auf Schulen und Lehrpersonen.
Aber als Konsequenz ist es dort dann halt einfach ein Blindflug ohne diese Tests.
Mit diesem Virus haben wir immer einen Blindflug. Testen ist eine gute Sache, aber Teil eines Massnahmenmix. Und wir sind darauf angewiesen, dass die Testresultate auch relativ schnell kommen.
Ich hoffe, dass unsere Kinder und Jugendlichen möglichst entspannt und freudvoll in die Schule gehen können.
Was sind Ihre Hoffnungen? Was ist das Beste, was jetzt passieren könnte?
Dass die Maskentragepflicht nützt, dass die Ausbreitung im Schulbetrieb wirklich verlangsamt werden kann. Dann hoffe ich, dass unsere Kinder und Jugendlichen möglichst entspannt und freudvoll in die Schule gehen können, trotz der hohen Belastung, welche die drohende Infektion mit sich bringt. Und dass sie trotzdem ihre Schulzeit geniessen können.
Das Gespräch führte Simon Hutmacher.