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Schutz vor dem Coronavirus Wie real ist die Gefahr von Impfdurchbrüchen?

Die Corona-Fallzahlen in der Schweiz sind nach wie vor hoch. 2702 waren es am Dienstag. Betroffen sind vor allem Ungeimpfte. Gleichzeitig gibt es aber auch immer wieder Fälle von Menschen, die sich haben impfen lassen und trotzdem an Corona erkranken. Was hat es mit diesen sogenannten Impfdurchbrüchen auf sich? Diese können vorkommen, sagt Infektiologe Jan Fehr. Doch die Impfung bleibt das beste Mittel, um sich vor einer schweren Erkrankung zu schützen.

Jan Fehr

Infektiologe

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Prof. Dr. med. Jan Fehr ist Infektiologe an der Universität Zürich und dort Leiter des Departments Public & Global Health. Zudem leitet Fehr das Referenz-Impfzentrum Kanton Zürich.

Leiter Referenzimpfzentrum Kanton Zürich

SRF News: Wie gross ist das Problem mit den Impfdurchbrüchen tatsächlich?

Jan Fehr: Es war von Anfang an klar, dass wir mit Impfdurchbrüchen zu rechnen haben. Wenn ein Impfstoff 90 bis 95 Prozent Schutz bietet, gibt es einen Restprozentteil, welcher nicht geschützt ist. Durch die Delta-Variante ist hier eine etwas grössere Lücke entstanden. Dennoch haben wir eine gute Situation – gerade mit den mRNA-Impfstoffen. Der Schutz vor schweren Erkrankungen, die zu Hospitalisierungen und Pflege auf Intensivstationen führen können, ist nach wie vor hoch.

Doch aktuell gibt es zum Beispiel in Israel massiv hohe Fallzahlen – obwohl rund 80 Prozent der Menschen, die sich haben impfen lassen können, das auch getan haben. Schützt eine Impfung also nur bedingt vor Corona?

Die Situation in Israel ist für uns spannend und wichtig. Wir versuchen diese tagtäglich besser zu verstehen. Wir haben aber noch nicht alle Daten, die es dazu braucht.

Wer geimpft ist, ist besser geschützt – vor allem gegenüber schweren Verläufen.

Die Geschwindigkeit hat auch einen Nachteil: Es kommt schnell zu Publikationen, die noch nicht geprüft sind – sogenannte «Pre-Prints». Hier muss man sehr wachsam sein und genau hinschauen, welche Gruppe mit welcher anderen Gruppe verglichen wird, wenn es um Impfdurchbrüche geht. So etwa bei der Frage, mit welcher Gruppe die Durchgeimpften verglichen werden. Unter dem Strich gilt für Israel wie auch für die Schweiz: Wer geimpft ist, ist besser geschützt – vor allem gegenüber schweren Verläufen. Das darf und soll man mitnehmen.

Wenn sich so viele Geimpfte infizieren wie in Israel: Heisst das, dass die viel zitierte «Herdenimmunität» in weite Ferne rückt?

Die Herdenimmunität ist ein Konstrukt, das man genau anschauen muss. Die Idee ist nicht zu sagen: So viele Personen müssen geimpft sein, und dann gibt es kein Problem mehr. Es geht darum zu überlegen, wie die Gesellschaft schlussendlich gut über die Runden kommen kann. Dies in verschiedenen und vor allem auch angespannteren Situationen.

Ein Lauffeuer soll nicht in einen Flächenbrand münden – das ist das Konzept hinter der Herdenimmunität.
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Um es im übertragenen Sinn zu sagen: Ein Lauffeuer soll nicht in einen Flächenbrand münden – das ist das Konzept hinter der Herdenimmunität. Man kann das Ganze auch über einen Zyklus hinweg anschauen: Wie früher bei den normalen Coronaviren infizieren sich Menschen immer wieder einmal und bekommen damit auch immer wieder einen Schutz für eine nächste Variante mit. Das fällt aber nicht mehr so ins Gewicht, weil die Leute einen Grundschutz haben, der auch immer wieder aufdatiert wird. Ähnlich wie bei einem Computersystem, bei dem es Updates gibt.

Kann eine Infektion trotz Impfung also sogar positiv sein?

Sie könnte positiv im Sinn eines Stimulus sein: Das Immunsystem erhält quasi eine Trainingseinheit und erinnert sich rasch wieder an die Mechanismen, die angewendet werden müssen, um das eindringende Virus gut bekämpfen zu können.

Das Gespräch führte Christina Scheidegger.

Echo der Zeit, 31.08.2021, 18 Uhr ; 

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