SRF News: Das Geldspielgesetz will Provider dazu verpflichten, den Zugang zu bestimmten Webseiten im Ausland zu sperren. Wie soll das funktionieren?
Peter Buchmann: Technisch gesehen gibt es drei Möglichkeiten. Die Provider werden sich aber vor allem auf eine konzentrieren. Sie werden eine Anfrage auf eine verbotene Seite umleiten, indem sie den DNS-Eintrag (Domain Name System, Anm. d. Red.) abändern. Dieser Eintrag ist wie ein Eintrag im Telefonbuch. Er weist einem Namen, zum Beispiel srf.ch, eine Nummer zu.
Diese braucht der Browser, um die Seite zu laden, ähnlich wie beim Telefonieren. Der Bund würde nun für die Provider eine Liste mit Adressen von gesperrten Glücksspielanbietern zusammenstellen. Würde dann ein Spieler so eine Webseite öffnen, würde der Provider ihn umleiten auf eine Seite, die ihn darauf aufmerksam macht, dass es sich um einen illegalen Anbieter handelt.
Braucht es gute Computerkenntnisse, um diese Netzsperre zu umgehen?
Nein, wirklich nur sehr geringe. Man muss im Browser oder im Computer eine Einstellung ändern. Die Adresse des DNS-Servers besteht aus vier Zahlen, die muss man angeben, schon greift der Browser auf ein anderes Adressverzeichnis zu, im Ausland zu Beispiel. So einfach kann man die Netzsperre umgehen.
Netzsperren kann man relativ einfach umgehen.
Diese Methode scheint untauglich, um eine Netzsperre durchzusetzen. Sie haben von drei Möglichkeiten gesprochen. Was ist mit den zwei anderen?
Die Provider könnten zum Beispiel direkt die Adressen der Glücksspielanbieter sperren. Das hätte den Nachteil, dass diese Netzsperre auch legale Anbieter treffen könnte, die dann aus der Schweiz nicht mehr erreichbar wären.
Auch dies ist keine nachhaltige Lösung, denn auch diese Netzsperren kann ein Nutzer relativ einfach umgehen. Bei der dritten Variante bräuchten die Provider keine Listen. Sie würden dynamisch die Anfrage analysieren und entscheiden, ob es eine legale Anfrage ist. Das scheitert aber daran, dass dies nicht funktioniert, wenn eine Verbindung sicher, eine Seite verschlüsselt ist.
Es gibt also keine technische Möglichkeit, um eine Webseite zu sperren?
Das ist so. Es geht einfach nicht. Man kann jede der drei Spielarten relativ leicht umgehen, ohne allzu grosses technisches Wissen.
Es gibt Internetprovider, die heute schon gewisse Inhalte sperren, zum Beispiel Kinderpornografie.
Im Raum steht die Kritik, es handle sich bei der Netzsperre, wie sie im neuen Geldspielgesetz vorgesehen ist, um Zensur. Was ist Ihre Einschätzung?
Es wäre tatsächlich ein Novum. Es gibt Internetprovider, die heute schon gewisse Inhalte sperren, vor allem wenn es um verbotene Pornografie geht, zum Beispiel Kinderpornografie. Sie sind aber nicht dazu verpflichtet, sie machen es auf freiwilliger Basis. Mit einer Netzsperre, wie sie jetzt angedacht ist, schützt man ein Stück weit den lokalen Markt, verschafft sich so einen Vorteil. Und das könnte natürlich Begehrlichkeiten bei anderen Interessengruppen wecken. Ich glaube aber nicht, dass es soweit kommt. Es gibt keine griffigen, technischen Möglichkeiten, Netzsperren einzusetzen. Man kann sie wirklich mit einfachen Mitteln umgehen.
Das Gespräch führte Samuel Wyss.