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Baeriswyl
Legende: Baeriswyl: «Selbst wenn ich eine Alibifrau wäre (...), aber das bin ich ja nicht.» Keystone

Schweiz Baeriswyl: «War immer eine überzeugte Frauenrechtlerin»

Pascale Baeriswyl heisst die neue Staatssekretärin im Aussendepartement EDA. Die ehemals pointierte Feministin arbeitet seit 16 Jahren in verschiedenen Positionen im EDA. Sie übernimmt nun das Amt von Yves Rossier.

Dass sie vom Bundesrat zur Staatssekretärin bestimmt würde, ist bereits gestern Abend durchgesickert. «Burkhalter will eine Frau als Nummer 2», haben Online-Medien getitelt.

Dass das Geschlecht immer noch für Schlagzeilen gut ist, ärgert die erste Staatssekretärin der Schweiz, Pascale Baeriswyl, aber nicht: «Nein, es hat mich nicht geärgert. Ich bin seit 30 Jahren in der Frauenbewegung, ich habe mich an Vieles gewöhnt. Selbst wenn ich eine Alibifrau wäre, würde ich jetzt beweisen, dass es sich gelohnt hat, mich zu nominieren. Aber das bin ich ja nicht.»

Europa, Multilateralität, Frieden, Sicherheit plus Menschenrechte, sie bringt in allen Bereichen Kenntnisse mit.
Autor: Didier Burkhalter Aussenminister

Die derzeitige Vizedirektorin der Direktion für Völkerrecht im Aussendepartement hat in einem öffentlichen Ausschreibungsverfahren alle anderen Kandidaten ausgestochen, darunter absolute Topdiplomaten. Nach jeder Runde habe sie den ersten Platz belegt, begründet ihr Chef Didier Burkhalter die Wahl: «Sie hat in allen Etappen des Prozesses sehr kompetent gewirkt und sie bringt auch menschliche Qualitäten mit. Und sie hat inneres Feuer.»

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Baeriswyl könne aufgrund ihres Lebenslaufs in idealer Weise alle wesentlichen Bereiche des Aussendepartementes abdecken: «Europa, Multilateralität, Frieden, Sicherheit plus Menschenrechte, sie bringt in allen Bereichen Kenntnisse mit.»

Die 48-Jährige hat verschiedenste Stationen im Aussendepartement durchlaufen. Sie war stellvertretende Chefin der Sektion Menschenrechtspolitik für die Region Asien/Pazifik, Mitarbeiterin der Schweizer Mission bei der EU in Brüssel und Chefin des politischen Teams an der Schweizer Mission bei der UNO in New York.

Verschont auch Parteigenossinnen nicht

Davor wirkte sie als Richterin im Kanton Basel-Stadt als Forscherin zum Thema häusliche Gewalt beim Nationalfonds oder als Leiterin des Basler Projekts «Halt – Gewalt». Und sie trat als pointiertes Vorstandsmitglied der SP Basel-Stadt in Erscheinung, das auch mit Kritik an Parteigenossinnen nicht sparte. SP-Ständerätin Anita Fetz warf sie beispielsweise 1998 vor, sich von «einer aufmüpfigen linken Feministin zu einer berechnenden angepassten Machtpolitikerin entwickelt zu haben».

Sie bringt auch menschliche Qualitäten mit. Und sie hat inneres Feuer.
Autor: Didier Burkhalter Aussenminister

Auf die Frage, ob sie selbst mit der Zeit gemässigter geworden sei, sagt sie: «Ich war immer eine überzeugte Frauenrechtlerin, weil ich für Chancengleichheit einstehe. Diese Überzeugung begleitet mich noch immer. Es ist völlig klar, dass ich in einem Kontext funktioniere, der sehr konservativ sein kann. Ich habe eine spielerische Leichtigkeit entwickelt, mich anzupassen.»

Sie könnte auch mit der EU verhandeln

Spielerische Leichtigkeit wird auch vonnöten sein, wenn Pascale Baeriswyl ihr neues Amt am 1. Dezember antritt. So werden unter anderem die schwierigen Beziehungen zur EU zu ihrem Aufgabenbereich gehören. Zurzeit noch ist zwar Staatssekretär Jacques de Watteville Chefunterhändler des Bundesrates für alle Verhandlungen mit der EU. Aber dieses Engagement sei zeitlich befristet, hält Aussenminister Burkhalter fest: «Bis Mitte 2017 sollte der Punkt mit der Personenfreizügigkeit gelöst sein. Dann können wir vielleicht auch wieder zur Organisation wie vorher zurückkehren.»

Und dann würde Pascale Baeriswyl die Kompetenz mitbringen, um auch die Rolle von Staatssekretär de Watteville übernehmen zu können, meint der Aussenminister. Sie stehe bereit, hält die neue Staatssekretärin fest.

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