Beifallsstürme auf der einen, Protest auf der anderen Seite: Der Auftritt von Nigel Farage, dem Vorsitzenden der britischen Unabhängigkeitspartei UKIP, bei der Aktion für eine unabhängige und neutrale Schweiz (Auns) in Winterthur löste höchst unterschiedliche Reaktionen aus.
Demonstrationen versus «Standing ovation»
In der Winterthurer Altstadt protestierten rund 100 Personen gegen den Auftritt des rechtspopulistischen Politikers aus Grossbritannien. Zur unbewilligten Demonstration aufgerufen hatte das Aktionsbündnis Winterthur auf der Plattform Indymedia. Die Aktion sei ohne Zwischenfälle verlaufen, sagte eine Sprecherin der Stadtpolizei. Nach rund einer Stunde habe sich der Zug aufgelöst. Die Stimmung sei friedlich gewesen.
Im Kongresszentrum der evangelischen Freikirche «Gemeinde von Christen» in Oberwinterthur wurde derweil das «Enfant terrible» der britischen Politik von über 1000 AUNS-Mitgliedern, Sympathisanten und Gästen mit tosendem Applaus und «Standing ovations» gefeiert. Auns-Präsident Lukas Reimann war sichtlich stolz darauf, bei der ausserordentlichen Mitgliederversammlung einen internationalen Politstargast präsentieren zu können.
Dass es zu Beginn seines Referates eine Tonpanne gab, nahm Farage gelassen. Als EU-Parlamentarier sei er es gewohnt, dass ihm hin und wieder das Mikrofon ausgeschaltet werde. Als die Verstärkeranlage dann wieder funktionierte, zog der EU-Gegner ohne Umschweife gegen die EU-Fanatiker vom Leder.
Lob für den «Modellfall Schweiz»
Farage geisselte die EU, den Machtapparat in Brüssel und die Währungsunion. Die Eurozone sei eine Fehlkonstruktion. Je schneller sie kaputt gehe, desto besser sei das für die Menschen in Europa. Die Währungsunion habe Europa in Nord und Süd gespalten, das Wirtschaftswachstum abgewürgt und Arbeitslosigkeit produziert.
Immer wieder kam Farage in seiner Rede auf die Schweiz zu sprechen. Der UKIP-Chef lobte die direkte Demokratie und beglückwünschte das Land dafür, dass es der EU fern bleibe. Die Schweiz sei ein Modellfall und ein «Leuchtturm der Hoffnung», sagte Farage und erntete dafür viel Beifall.
Als Europaparlamentarier werde er alles unternehmen, um Grossbritannien aus dem «völlig antidemokratischen System» herauszuführen. Seinen Optimismus begründete Farage damit, dass die Zahl der Europa-Skeptiker immer grösser und seine UKIP immer stärker werde.