Wohl kaum ein Fall der Schweizer Bundesanwaltschaft stand je so im öffentlichen Fokus wie das Verfahren gegen den Weltfussballverband Fifa.
Bundesanwalt Michael Lauber ist verantwortlich für die Ermittlungen – es gibt auch ein Strafverfahren gegen Fifa-Präsident Sepp Blatter. Einschüchtern lassen will er sich davon nicht. «Wenn ich ein Verfahren eröffne, gibt es immer viele Unwägbarkeiten», sagt Lauber in der «Samstagsrundschau» von Radio SRF1. Wenn man Angst habe, sei man kein guter Strafverfolger.
«Informationsleck darf nicht passieren»
Der Fall Fifa hat der Bundesanwaltschaft ganz neue Aufgabengebiete verschafft – vor allem in der Kommunikation. Aus aller Welt würden Anfragen eingehen, es werde fast nur noch in Englisch kommuniziert, sagt Lauber. Trotzdem könne man nicht jede einzelne Frage beantworten. Er müsse die Anfragen sammeln, bündeln und zu gegebenem Zeitpunkt kommunizieren.
Ende Mai wurden in einer Grossrazzia in einem Zürcher Hotel sieben Fifa-Funktionäre festgenommen. Die Journalisten waren bereits vor Ort – die Bilder sorgten weltweit für einen Aufschrei. Lauber ist sich sicher, dass die Informationen zur Razzia nicht von Schweizer Behörden an die Medien gelangten. Wer es sonst gewesen sein könnte? Der Bundesanwalt will sich nicht auf Spekulationen einlassen. Klar sei jedoch, dass so etwas nicht passieren dürfe.
Aktion im Morgengrauen nötig
Das spektakuläre Vorgehen im Hotel «Baur au Lac» sei aber nötig gewesen. Die Bundesanwaltschaft hatte Ende 2014 Ermittlungen gegen die Fifa aufgenommen, nachdem vom Weltfussballverband selbst eine Anzeige eingegangen war. Gleichzeitig hätten auch die USA ein Strafverfahren geführt. Anfang Jahr habe man sich erstmals zusammen beraten. «Solche Aktionen müssen koordiniert werden», so Lauber. Sonst könnten Tatverdächtige sich absprechen und so Beweise vernichten oder Fakten verschleiern.
Alles über fünf Jahre ist schlecht
Wie lange das Verfahren gegen die Fifa noch dauert, konnte Lauber nicht sagen. Dies hänge auch von der Kooperationsbereitschaft aller Beteiligten ab – insbesondere der Fifa selbst. Diese habe Akten versiegelt. Dies sei zwar ihr gutes Recht. Allerdings sei dies der Ermittlungen nicht förderlich. «Die Fifa könnte noch besser kooperieren.»
Lauber ergänzte: «Was länger als fünf Jahre dauert bis zu einem Abschluss, ist schlecht.» Mit einem Abschluss meint er aber nicht zwangsläufig ein Urteil, sondern auch eine Anklage, eine teilweise Einstellung des Verfahrens oder eine Erledigung mittels Rechtshilfe. Darüber, wie viele Leute in der Bundesanwaltschaft sich mit dem Fall Fifa beschäftigen, wollte Lauber nicht sprechen.
Zu den Strafanzeige vom Freitag gegen vier junge Iraker, die einen Terroranschlag vorbereitet haben sollen, sagte Lauber: «Wir haben Anklage eingereicht, weil wir glauben, dass es nötig ist, dass der Fall vor Gericht kommt.» Dieses solle dann entscheiden, ob genügend Fakten und Beweise vorliegen für eine Strafe. «Es liegt jetzt nicht mehr an uns.»
Zahl der Strafverfahren dürfte steigen
Einvernahmen, Papierdossiers und Abhörungen hätten den Schluss zugelassen, dass die vier Männer einen Terroranschlag im Auftrag des Islamischen Staates (IS) geplant gehabt hätten, so Lauber. Welche Art von Anschlag geplant war und wo, wollte der Bundesanwalt nicht sagen.
Generell habe die Bundesanwaltschaft im Terrorbereich derzeit mehr zu tun als früher. «Wir rechnen mit einer steigenden Zahl von Strafverfahren. Ob es auch mehr Verurteilungen gibt, ist aber eine andere Frage.»