«Die Weltliga unterstützt Muslime auf der ganzen Welt, vor allem auch im Westen, denn hier nimmt die Zahl der Muslime stetig zu», sagt Nabil Arab, Geschäftsführer der Islamischen König-Faysal-Stiftung. Die Stiftung betreibt das Islamzentrum an der Friedensgasse in Basel, eines von zwei Zentren in der Schweiz, die in Verbindung mit der Islamischen Weltliga stehen.
Saudisches Geld für Schweizer Islamzentren
Arab hat vor 14 Jahren Beziehungen zur Liga aufgenommen. Das hatte unter anderem zur Folge, dass aus Mekka jeweils eine gewisse Summe Geld nach Basel floss. Arab hat bereits mehrere Konferenzen der Weltliga im saudischen Mekka besucht. Er sei fasziniert von der Golfregion, von der rasanten Entwicklung dort, und er lobt die gute Organisation der Weltliga-Konferenzen, die Grosszügigkeit der Gastgeber, die Klugheit der Islamgelehrten, die dort aufträten.
Auf die Frage, ob die Weltliga radikal sei, meint Arab: «Nein, auf keinen Fall. Das sind freundliche und hoch gebildete Leute.» Sie arbeite im Gegenteil für den Frieden und halte sogar Anti-Terror-Konferenzen ab.
Wahabismus als einzig wahrer Islam
Da kann man allerdings geteilter Meinung sein, denn einer der Gelehrten, die an den Konferenzen der Weltliga auftreten, ist Yussuf al-Qaradawi. Der bekannte Prediger fordert unter anderem, ein Mann solle seine Ehefrau schlagen dürfen und für Sex ausserhalb der Ehe müsse die Todesstrafe gelten. Er sagte ausserdem, zurzeit sei mittels der islamischen Ideologie eine Eroberung Europas im Gang.
Tatsächlich ist die Islamische Weltliga auf allen Kontinenten tätig und damit die grösste religiöse Organisation, wie die Präsidentin für einen fortschrittlichen Islam, Saida Keller-Messahli, gegenüber Radio SRF sagt.
Die Weltliga wurde 1962 in Saudi-Arabien als Gegengewicht zum Ruf nach Demokratie in der arabischen Welt gegründet. Sie wird von Saudi-Arabien angeführt und hat zum Ziel, die Muslime in der ganzen Welt für den Wahabismus, die saudische Staatsdoktrin, zu gewinnen. Die Liga verbreitet einen Islam, dessen Gedankengut aus den Anfängen des siebten Jahrhunderts stammt, und propagiert den Wahabismus als den einzig wahren Islam.
Schweiz für Saudis wichtig
Laut Keller-Messahli handelt es sich beim Wahabismus um eine Doktrin, die «heutige Errungenschaften wie etwa Menschenrechte oder individuelle Rechte überhaupt nicht berücksichtigt». Jeder Radikalisierung liege ein mentaler Nährboden zu Grunde, und der Wahabismus sei dieser Nährboden. «Die saudische Ideologie, die die Welt in Gut und Böse teilt, die zum Teil sehr rassistische und menschenfeindliche Inhalte propagiert, beginnt im Kopf der Menschen. Das heisst, die Prediger werden diese Ansichten predigen, und so werden sie in die Köpfe der Gläubigen sickern.»
Die Islamexpertin hat den Eindruck, die Schweiz sei für die Saudis wichtig – vor allem Genf: Dort wurde das erste ausländische Zentrum der Weltliga gegründet. Und dort hat diese seit kurzem sogar einen europäischen Koordinationsrat. Über diesen Rat laufen laut Keller-Messahli Verbindungen zu mindestens dreissig Moscheen in der Schweiz.