SRF News: Hat Sie die Razzia in der An' Nur-Moschee in Winterthur überrascht?
Samuel Althof: Nein, dieser Schritt hat mich nicht überrascht, denn es war ja schon seit einiger Zeit in der Öffentlichkeit klar, dass es in der An' Nur-Moschee verschiedene Probleme gibt.
Es gibt schon lange Hinweise darauf, dass in dieser Moschee radikale Prediger und Dschihad-Reisende verkehren. Man hat den Eindruck, dass lange zugewartet wurde.
Ja, man kann diesen Eindruck gewinnen. Aber ich denke, man muss damit sehr vorsichtig sein, denn: Die Polizeiarbeit hat nicht sehr viel mit einer Stimmung zu tun. Und auch nicht sehr viel mit einer Angst über ein bestimmtes Thema, das sich in der Öffentlichkeit wiederspiegeln kann. Wir hatten die Berichte über die An' Nur-Moschee im Fernsehen, im Radio und in den Zeitungen und aus diesen Berichten entstand in der Öffentlichkeit das Bild, das an diesem Ort Vieles nicht richtig sei. Die Polizei richtet sich aber nicht nach den Meinungen, sondern nach den möglichen Straftatbeständen – zum Glück.
Die Behörden griffen nun mit einer Hausdurchsuchung ein. Hätte man diese Moschee nicht einfach gleich ganz schliessen sollen?
Ich glaube nicht, dass es die Aufgabe der Polizei wäre, eine Moschee zu schliessen. Ausser, wenn man davon ausgehen kann, dass in dieser Moschee tatsächlich sehr gefährliche, staatsgefährdende Dinge vorgenommen werden, geplant werden, dass es dort vielleicht Waffen haben könnte. Dann wäre so ein Schritt möglich. Aber diese Hinweise scheint es anscheinend bis heute nicht gegeben zu haben. Vielleicht hat es diese gestern gegeben und vielleicht war die Polizei unter anderem auch darum dort. Das wissen wir noch nicht.
Mit einer Schliessung würde man aber Extremisten ein Tummelfeld nehmen, wo sie zum Beispiel Dschihad-Reisende rekrutieren können.
Das bin ich mir nicht so sicher, ob das wirklich so ist. Wenn man dieses Haus schliesst, dann bedeutet das eigentlich nur, dass man den Zugang geschlossen hat und dass man dem sozialen Netzwerk die Verknüpfung schwieriger macht. Aber wenn man weiss, wie diese Leute untereinander vernetzt sind, wie nahe zum Teil die Leute auch zueinander stehen, dann kann man sich vorstellen, dass diese Netzwerke nicht so leicht zerschlagbar sind.
Das Gespräch führte Gaudenz Wacker.