Sergio Savoia ist eines der grössten rhetorischen Talente, die das Tessin hat. Er hat die ehemals unbedeutenden Tessiner Grünen zu Fraktionsstärke geführt. Und so widersprüchlich das klingt: Mit seinem Rücktritt will Savoia seiner Partei einen Ruck geben.
Gegen Personenfreizügigkeit und Kaviarlinke
Savoia will den Tessiner Grünen das Durcheinander und die Anschuldigungen nach einem allfällig negativen Wahlresultat ersparen. Bald sind Gemeindewahlen im Tessin und auch die Grünen hätten dann keine Zeit für Nachfolgekriege.
Der abtretende Präsident hat seiner Partei einen Gefallen tun wollen. Denn er steht für den Kurswechsel bei den Tessiner Grünen. Die Auswirkungen davon sind: SP-Genossen werden als Salonsozialisten und Kaviarlinke kritisiert, den freien Personenverkehr nennen die Grünen die grosse Lüge, das Steuerabkommen mit Italien sei Betrug, Dumpinglöhne und Grenzgänger machen die Jugend kaputt.
Der Kurswechsel hat sich an den Urnen aber nicht ausbezahlt: Die Tessiner Grünen verloren links mehr Stimmen als sie rechts neu gewonnen haben.
Listenverbindung mit SP gekündigt
Savoia will weiter in der Politik den Frontmann machen, befreit von parteiinternen Rücksichtsnahmen. Er mache nicht überall mit, warnt Savoia. Wenn seine Partei zu ihrer früheren Existenz als Nischenpartei zurückkehre, eine Partei die der Linken Wählerstimmen zuführt, dann steige er aus.
Savoia will grün und patriotisch zugleich sein. Er ist der Kopf hinter dem Ja der Tessiner Grünen zur Masseneinwanderungsinitiative. Savoia macht mit in Christoph Blochers Komitee gegen den schleichenden EU-Beitritt. Die in der übrigen Schweiz bestehende Listenverbindung zwischen Grünen und SP wurde im Tessin unter Savoia aufgekündigt.
Direkte Profiteurin ist die politische Rechte. So reiten die Grünen auf dem Rücken des politischen Tigers. Im Tessin gibt es wohl nur einen, der dabei nicht aufgefressen wird: Sergio Savoia.