Mit dem Titel «Energie sind wir» will die Umweltallianz die Bevölkerung in die Pflicht nehmen. Mitglieder der Gruppe sind Greenpeace, Pro Natura, der VCS und der WWF. «Berechnungen belegen: Übers Jahr gesehen produziert die Schweiz im Jahr 2035 so viel erneuerbaren Strom, wie sie verbraucht.»
Im Winter könne Ökostrom importiert werden, im Sommer exportiert. Die Umweltallianz geht davon aus, dass dank Effizienzsteigerung der Stromverbrauch nicht weiter ansteigen, oder sogar sinken werde.
Hoffen aufs Ausland
Der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) hat drei Szenarien zum neuen Stromfluss ausgearbeitet. Er unterscheidet zwischen einem «Bergwanderweg», dem «alpinen Pfad» und der «schwierigen Klettertour». Und geht vom schwierigsten Weg aus. Der Optimismus beim VSE ist aber deutlich kleiner.
Das Szenario beruhe auf einem «fundamentalen Wandel gesellschaftlicher Werte mit einer verzichtsorientierten Grundeinstellung.» Der VSE rechnet für den Fall mit 22 TWh Stromimport für 2035, also rund einem Drittel des gesamtschweizerischen Verbrauchs. Grundlage dafür sei, dass im angrenzenden Ausland der Ausbau der alternativen Energieerzeugung ebenfalls massiv ausgebaut würde.
Hohe Kosten, hohes Sparpotenzial
Beide Organisationen sind sich einig: In diesem rigorosen Szenario sind keine Gaskombikraftwerke notwendig. AKW durch diese auch nur zwischenzeitig zu ersetzen, ist höchst umstritten, weil man «den Wasserdampf aus den Kühltürmen durch CO2-Kamine» ersetzen würde.
Die Kosten für die Energiewende sind in jedem Fall hoch. Der VSE geht bis 2050 von 150 Milliarden Franken für Energieerzeugung und Netze aus. Dazu kämen Kosten für Massnahmen zur Energieeffizienz-Steigerung. Die Umweltallianz geht bis 2035 von Kosten von 105 Milliarden Franken aus.
Einigkeit besteht darin, dass Energie gespart werden müsse. Die Umweltverbände sprechen davon, dass 40 % des Stroms verschwendet werde. Sie wollen die Verschwendung stoppen und so eine grosse Lücke schliessen. Die Elektrizitätsunternehmen sind weniger optimistisch: Das Einsparungspotential liege bei wenigen Prozentpunkten, Effizienzmassnahmen würden durch Wachstum vernichtet.
Der VSE lehnt eine Förderung fossiler Energien, konkret von Gaskombikraftwerken, ab. Strom werde so einseitig diskriminiert, obwohl er Teil der Lösung sein solle. Zudem sieht der Verband im Vorschlag des Bundesrates einen planwirtschaftlichen Ansatz, dem die Gesamtbetrachtung fehle. Die Strategie 2050 müsse umfassend nachgebessert werden, so der VSE vor den Medien.