Im April wird der oder die Nachfolgerin von Philipp Müller gewählt. Petra Gössi ist die bislang einzige Kandidatin für das freiwerdende Amt im FDP-Präsidium. SRF-Redaktor Matthias Heim hat einige Informationen über sie zusammengetragen.
SRF News: Wer ist diese Frau, die seit 2011 im Nationalrat sitzt?
Matthias Heim: Auf ihrer Homepage ist Petra Gössi in einem Neoprenanzug zu sehen. Das ist ein Hinweis auf eines ihrer Hobbys: Tauchen. Wasser scheint sie von Kindesbeinen an fasziniert zu haben, wollte sie doch ursprünglich Meeresbiologin werden, wie sie kürzlich in einem Interview sagte. Es ist ein Traumberuf geblieben. Heute arbeitet sie als Juristin in Zürich; in einer Firma für Steuer- und Unternehmensberatung.
Wie schaut ihr politisches Profil aus? Ist Petra Gössi sehr liberal?
Ganz einem liberalen Geist verpflichtet, setzt sie sich grundsätzlich für weniger Staat ein. Der Staat soll nur als «Organisator» in Erscheinung treten, wie sie sagt. Jeder Mensch sei selber dazu fähig, zu entscheiden und Verantwortung zu übernehmen, schreibt Gössi auf ihrer Homepage. Bei konkreten Sachgeschäften sieht es so aus: Einen ausgebauten Sozialstaat lehnt sie ab. So spricht sie sich auch gegen die geplante AHV-Revision von Bundesrat Alain Berset aus. Gössi befürwortet hingegen eine restriktive Asylpolitik, ist für mehr und intensivere Grenzkontrollen und fordert, dass Ausländer die hiesigen Gesetze respektieren.
Trotzdem ist Gössi gegen die Durchsetzungsinitiative. Zur zweiten Gotthardröhre sagt sie hingegen Ja. Umweltschutz scheint kein vordringliches Anliegen zu sein. Einzig beim Thema Raumplanung möchte sie, dass höher gebaut werden darf und Dörfer verdichtet werden. Als Nationalrätin hat sie sich bislang vor allem für den Finanzausgleich zwischen den Kantonen, den NFA, eingesetzt. Dies vor allem im Namen ihres Kantons Schwyz. Hier möchte sie, dass die Geberkantone – wie Schwyz einer ist – weniger zahlen müssen.
Ich kann auch Krallen zeigen, wenn es nötig wird.
Philipp Müller war viel auf Achse. Wie könnte Gössi als Präsidentin auftreten?
Da gibt es einige Indizien. Petra Gössi selber hat sich gestern gegenüber SRF so geäussert: «Ich kommuniziere zurückhaltender, ich überlege wahrscheinlich mehr als andere, bevor ich etwas sage. Wenn ich dann aber überzeugt bin, dann stehe ich das durch alle Böden durch, und ich kann dann vor allem auch Krallen zeigen, wenn es nötig wird.» Dieser zurückhaltende Stil zeigt sich auch bei ihren Aktivitäten im Netz: Twitter nutzt sie vor allem als Verantstaltungsagenda und verlinkt Artikel. Private Ansichten oder Meinungen verbreitet sie auf diesem Weg nicht.
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Auch auf Facebook ist sie, um bei ihrem Wortlaut zu bleiben, «zurückhaltend». Das steht für mich etwas im Widerspruch zum Amt eines Parteipräsidiums, wird da doch eine offensive Kommunikation verlangt. Und das ist nicht der einzige Widerspruch: Auf die Frage nach einem Nachteil der Tätigkeit als Politikerin, antwortet sie: die Öffentlichkeit. Und als Präsidentin der FDP, sollte es denn so kommen, würde sie definitiv zu einer Person der Öffentlichkeit werden.
Als Präsidentin würde sie die FDP in der ganzen Schweiz vertreten. Was würde das für die Romandie bedeuten?
Aufgefallen ist mir eine Frage, welche die welschen Kollegen von RTS umtreibt. Wie gut sind die Französisch-Kenntnisse von Petra Gössi? Sie selber sagt von sich, dass sie Französisch spreche, ebenso Italienisch und Englisch. Ihre Parteikollegin aus der Waadt, Isabelle Moret, gleichzeitig auch Vizepräsidentin der FDP, hat Gössi und deren Französischkenntnisse verteidigt: Sie verstehe gut Französisch, und sie spreche es auf jeden Fall besser als SVP-Präsident Toni Brunner. Zudem würde sie ihre Sprachkenntnisse weiter verbessern, so Moret.
Das Gespräch führte Hans Ineichen.