Die direkte Ansteckung durch eine Tigermücke birgt das grösste Risiko. Doch Zika wird auch durch Geschlechtsverkehr übertragen. Für die meisten Menschen harmlos, kann die Krankheit bei schwangeren Frauen fatale Folgen haben: Ihr Kind kann ein zu kleines Gehirn entwickeln. 2000 Babys mit der sogenannten Mikrozephalie sind bereits seit vergangenem Herbst in Brasilien und Kolumbien zur Welt gekommen.
Dutzende Anfragen täglich
Entsprechend gross ist die Verunsicherung bei jenen, die in solche Länder reisen wollen – oder von dort zurückgekehrt sind, sagt Tropenmediziner Christoph Hatz. Neben persönlichen Beratungen verzeichnet er täglich Dutzende telefonische Anfragen. «Schwierig ist es, den Leuten klar zu machen, dass sie bis sechs Monate lang geschützten Geschlechtsverkehr haben sollen.» Andererseits würden die Patienten nach Tests verlangen, die das Virus zuverlässig nachweisen könnten. «Doch solche Tests haben wir bis jetzt noch nicht», sagt Hatz.
Ebenfalls eine Problematik: Die Forschungserkenntnisse über das Zika-Virus müssen immer wieder revidiert werden. «Man weiss neu, dass die Bestandteile des Virus im Sperma bis zu 180 Tage vorhanden sein können», so Hatz. Das habe natürlich Konsequenzen, was die Übertragung angehe.
Die Ungewissheit bleibt bestehen
David Baud vom Lausanner Unispital lanciert nun ein weltweites Zika-Register, um die Krankheit besser zu erforschen. Zahlreiche Fragen seien noch unbeantwortet, so der Chefarzt. Etwa: Führt die Ansteckung durch Geschlechtsverkehr auch zu Missbildungen? Welche Zeit in der Schwangerschaft ist am gefährlichsten? Und sind die Gehirnfehlbildungen vielleicht nur die Spitze des Eisbergs, und es gibt noch weitere Missbildungen?
Rund ein Dutzend schwangere Frauen überwacht Baud. Sie waren in Zika-Gebieten, als sie noch nichts von ihrer Schwangerschaft wussten. Bisher entwickeln sich die Föten normal. Doch für ihre Mütter wird die Ungewissheit noch lange andauern.