Die Schweiz hat zurzeit viele Streitpunkte mit Frankreich – etwa wenn es um das Bankgeheimnis oder die Erbschaftssteuer geht. Hierzulande wird die Beziehung zwischen den beiden Ländern deshalb als angespannt wahrgenommen.
Bei den Franzosen sieht es anders aus: Sie empfänden die Schweizer als Freunde, sagten französische Parlamentarier, welche zur Zeit die Schweiz besuchen. Und unter Freunden finde man immer Lösungen – auch beim Thema Informationsaustausch und Banken. Da müsse sich die Schweiz wohl noch öffnen, sagte Michel Piron von der Mittepartei UDI.
Sollte das Erbschaft-Steuerabkommen zwischen den beiden Ländern im Schweizer Parlament tatsächlich scheitern, dann müssten Kompromisse am runden Tisch gefunden werden.
Nicht nur Probleme sehen
Zurückhaltend äusserten sich die französischen Parlamentarier zur Einwanderungspolitik der Schweiz. Auch Frankreich habe Probleme, aktuell mit eingewanderten Rumänen und Bulgaren. Bei solchen Fragen gelte es stets, mit der nötigen politischen Reife Entscheide zu fällen, sagte der Sozialist Marcel Rogemont.
Er ermunterte die Schweizer aber auch, ihren Blick nicht nur auf Probleme zu richten, sondern auch auf Projekte, wo die Zusammenarbeit gut funktioniert. Als Beispiel nannte Rogemont den Handel, die Bildung und die Sicherheit. Selbst im Verkehrsbereich, wo man sich gegenseitig immer vorgeworfen habe, nur für sich zu schauen, werde heute gemeinsam geplant.
«Einer für alle und alle für einen»
In Europa heisse es stets: Alle für einen. Die Schweiz hingegen funktioniere nach dem System: Einer für alle und alle für einen. Da könne sich Europa von der Schweiz inspirieren lassen, so Rogemont.
Und auch Frankreich selbst könne viel von der Schweiz lernen: bei der dualen Bildung etwa oder bei der Drogenpolitik. Da sei die Schweiz vorbildlich.
Viel Verständnis also für die Schweiz und ihre Eigenheiten. Anzumerken ist jedoch: In diesen parlamentarischen Delegationen sitzen oft genau jene, die sowieso schon Sympathie für das andere Land verspüren. Die Ehefrau eines der französischen Abgeordneten ist Grenzgängerin – Wohnsitz in Frankreich, Arbeit in der Schweiz. Kein Wunder, ertönt die Kritik da etwas leiser.