Lange ist hinter den Kulissen gefeilscht worden. Doch jetzt kann Eva Reinhard, die stellvertretende Direktorin des Bundesamtes für Landwirtschaft, verkünden: «Wir haben einen ganz wunderbaren Kompromiss gefunden.»
Es ist ein Kompromiss zwischen dem Bundesamt für Umwelt, bei dem die Gefahren für die Natur im Vordergrund stehen und wo man deshalb eher von Pestiziden spricht, und dem Bundesamt für Landwirtschaft, wo man den Begriff Pflanzenschutzmittel vorzieht. Denn dort hat man eher Äpfel, Kartoffeln oder Erdbeeren im Blick, die wir möglichst wurm- und pilzlos essen wollen.
Einsatz nicht über den Feldrand hinaus
Gemäss dem Kompromiss soll in den kommenden zehn Jahren das Risiko, das von den Pestiziden ausgeht, halbiert werden. Alternativ zu den Pflanzenschutzmitteln sollen die Bauern das Unkraut vermehrt mechanisch bekämpfen, das heisst, mit dem Traktor oder von Hand ausreissen. Gefährliche Mittel sollen gezielter und nicht über den Feldrand hinaus eingesetzt werden.
Sie dürfen nicht mehr in die Gewässer ausgewaschen werden. Das sei eine Herausforderung für die Bauern, sagt Reinhard: «Veränderungen sind am Anfang immer etwas hart zu akzeptieren. Mittel- und langfristig sind wir aber wirklich davon überzeugt, dass das eine Chance ist für die Landwirtschaft.»
Denn die Konsumenten verlangten nach Nahrungsmitteln mit weniger Spritzmitteln. Für die Umweltverbände gehen die Pläne des Bundes zu wenig weit, sagt Marcel Liner von Pro Natura: «Ich finde, viele der Massnahmen, die jetzt für diese Vernehmlassung präsentiert werden, gehören eigentlich zur guten, landwirtschaftlichen Praxis. Das kann man als Steuerzahler erwarten.»
Dänemark als Vorbild beim Verbrauch
Denn das Gesetz sehe schon lange vor, dass die Bauern umweltverträglich wirtschaften müssen. Dies sei bisher einfach nicht umgesetzt worden. Andere Länder, wie etwa Dänemark, hätten den Einsatz von Pestiziden schon länger erfolgreich reduziert. Der Bauernverband auf der anderen Seite sieht den Plan als ziemlich umfassend an, wie Verbandspräsident Markus Ritter sagt: «Eine Reduktion der Risiken um 50 Prozent ist eine starke Vorgabe. Wir werden das prüfen. Wichtig ist, dass jene, die das umsetzen müssen, diesen Weg auch gehen können.»
Das Ringen um den Aktionsplan Pflanzenschutzmittel geht nun also in die nächste Runde. Erst nach der Vernehmlassung werden die involvierten Ämter sagen, wie und wo sie die Prioritäten bei der Reduktion des Pestizid-Einsatzes setzen wollen.