Der Schweiz geht es am besten, wenn sie politisch autonom bleibt. Diese Haltung wird immer populärer. Mit Blick auf die EU heisst das: Ein Beitritt kommt so oder so nicht in Frage – und selbst eine weitere politische Annäherung wird immer skeptischer beurteilt. Zu diesem Schluss kommt die neuste Sicherheitsstudie der ETH Zürich.
Neutralität über alles
Parallel dazu wird für viele die Neutralität immer wichtiger, wie Tibor Szvircsev Tresch von der ETH Zürich ausführt. Er hat die Untersuchung zu aussen- und sicherheitspolitischen Fragen durchgeführt. Die Neutralität werde nicht als ein aussenpolitisches Instrument betrachtet. «Neutralität wird gleichgesetzt mit dem Schweizer Staat», sagt er.
Interessant sei, dass sich insbesondere die 18 bis 29-Jährigen wieder verstärkt für die Neutralität aussprächen, stellt Szvircsev Tresch fest. 99 Prozent dieser Generation beurteilen die Neutralität als sehr wichtig. Offenbar stellten die Jungen fest, dass es der Schweiz politisch und wirtschaftlich gut gehe. «Die Jungen sehen die EU-Krise – das gibt ihnen das Gefühl, man möchte autonom sein und neutral.»
Konservative Junge
Diese jüngste befragte Altersgruppe sei auch konservativer als früher – und auch konservativer als die über 30-Jährigen. Die Jungen seien zwar offen für eine internationale Zusammenarbeit in Umweltfragen; ansonsten aber seien sie isolationistisch und auf Schweizer Werte fokussiert. Man empfinde Immigration als Gefährdung für die Identität und die Werte in der Schweiz. «Deshalb möchten viele das Gemeinschaftsgefühl in der Schweiz stärken», sagt Szvircsev Tresch.
Armee soll vor Bedrohungen schützen
Migration und Cyberangriffe werden laut der Studie als die zurzeit wichtigsten Bedrohungen betrachtet. Die Armee gilt dabei als wichtiges Instrument gegen solche Bedrohungen. Laut der Sicherheitsstudie erachten 80 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer die Armee als notwendig. Das sind 8 Prozent mehr als im Vorjahr und so viele wie seit 20 Jahren nicht mehr. Lediglich 19 Prozent stellen aktuell die Legitimation der Armee in Frage.
Viele sind auch überzeugt, dass die Armee vermehrt zum Schutz der Grenze bei Flüchtlingsströmen eingesetzt werden sollte. Und fast 30 Prozent glauben, dass selbst Einsätze der Armee im Kriegsfall wieder wichtiger werden. Dies ist für Szvircsev Tresch wenig überraschend. Die Hälfte der Befragten würden einen Krieg in Europa für möglich halten, hat er festgestellt. «Da ist es konsequent, dass 30 Prozent sagen, die Schweiz solle sich verteidigen können.»
Trotzdem nicht mehr Geld für die Armee
Entsprechend sei es auch konsequent, wenn die Unterstützung für die Armee wieder anwachse: «Neutralität, Autonomie und Armee haben einen Zusammenhang», sagt der ETH-Forscher. Man fühle sich durch die Armee beschützt, könne autonom sein und deshalb auch die bewaffnete Neutralität leben.
Der Schweiz geht es also am besten alleine – und das mit einer gut ausgerüsteten Armee. Trotzdem kommt es für die grosse Mehrheit nicht in Frage, mehr für die Armee auszugeben.