Der hohe Besuch wird im Zürcher Säuliamt sehnlich erwartet. Im kleinen Bistro am Bahnhof Hedingen, nur einen Steinwurf von der Ernst Schweizer AG entfernt, reden alle darüber: François Hollande kommt.
Beim bald 100-jährigen Unternehmen deutet von aussen noch wenig auf den Besuch des französischen Staatspräsidenten hin, ausser, dass die Fenster sauberer sind, als man es von einem Metallbaubetrieb erwarten würde.
Wichtigkeit der Ausbildung aufzeigen
Ein anderes Bild bietet sich in der Lehrlingswerkstatt. Dort, wo an normalen Tagen Lehrlinge an Werkbänken Metallteile sägen, bohren, schleifen und fräsen, sind die Lernenden nun mit Besen unterwegs. Nur im Hintergrund hört man, dass in der Fabrik die normale Arbeit noch weitergehen muss.
Die Lehrlingswerkstatt soll gut aussehen, wenn der französische Staatspräsident kommt. Denn es ist die erste Station, an die Hans Ruedi Schweizer, Chef der Ernst Schweizer AG, Francois Hollande führen will.
«Wir werden ihm aufzeigen, warum wir so viel für die Berufsbildung tun.» 46 junge Menschen lernen bei der Ernst Schweizer AG derzeit. Zehn verschiedene Berufe werden ausgebildet.
Schweizer will der französischen Delegation dabei erklären, warum es für ihn wichtig ist, nicht nur das reine Berufshandwerk auszubilden, sondern den jungen Menschen auch etwas über ihre Verantwortung für Gesellschaft und Umwelt beizubringen. «Wir haben mit unseren Lernenden eine Klimawerkstatt durchgeführt. Dabei haben sie verschiedene Umweltprojekte entwickelt. Zwei der Lernenden werden diese François Hollande präsentieren», sagt Schweizer.
Beitrag zur Energiewende
Umweltschonende Produkte bei Fenstern und Photovoltaikanlagen sind das Geschäft der Ernst Schweizer AG mit ihren rund 600 Mitarbeitenden. Sie gehört zur Schweizer Cleantech-Industrie, die einen Beitrag zur Energiewende 2050 leisten will. Bei der Ernst Schweizer AG ist diese Teil der Firmenvision. Auch das soll Hollande sehen.
Direkt wird Schweizer die Franzosen aber nicht zu einem Ausstieg aus der Atomenergie auffordern. Er möchte lieber als Beispiel für Energieeffizienz in Erinnerung bleiben. «Wir verbrauchen heute in der Produktion praktisch genau gleich viel Energie wie vor 30 Jahren», betont Schweizer. Dies obwohl seine Firma heute doppelt so gross ist und doppelt so viel Umsatz macht wie damals.
Werbung in eigener Sache
Ganz uneigennützig ist es nicht, dass Hans Ruedi Schweizer die Firmentore für den französischen Staatspräsidenten öffnet. Die grosse Aufmerksamkeit, die seine Firma in der Schweiz und in Frankreich dadurch bekommt, könnte sich positiv auf seine Auftragsbücher auswirken.