Nein, eine Erfolgsgeschichte sind die Integrations-Massnahmen wahrlich nicht: Ein Jahr nach den Trainings steht nur gerade zehn Prozent der Absolventen wirtschaftlich auf eigenen Füssen; verdient also mehr als 3000 Franken und bezieht keine IV-Rente.
Wirkung der Massnahme verfehlt
Georges Pestalozzi vom Behinderten-Dachverband Inclusion Handicap reagiert ernüchtert auf die Zahlen der IV: «Enttäuscht hat uns, dass nur zehn Prozent ein einigermassen Existenz-sicherndes Erwerbseinkommen erzielen. Damit wäre die Wirkung dieser Massnahme verfehlt worden.»
Es bestätige sich, was die Behinderten-Verbände seit Langem beobachteten, sagt Pestalozzi: «Leute mit einer psychischen Behinderung haben sehr oft Krisen, Rückfälle. Das führt dann dazu, dass vorzeitig abgebrochen wird und die Massnahme nicht zu einem guten Ende geführt wird.»
Zu optimistische IV
Das Gesamtbild sei besser als es die Zahlen vermuten liessen, sagt Rolf Camenzind vom Bundesamt für Sozialversicherungen. Wer sich zum Beispiel nach dem Integrationstraining direkt umschulen lasse, tauche in der Statistik nicht mehr auf.
Camenzind räumt aber ein, dass die IV zu optimistisch gewesen sei: Knapp 100 Millionen Franken pro Jahr hatte sie sparen wollen dank dieser Integrations-Massnahmen: «Wir gehen heute davon aus, dass man eher darunter liegt. Aber das macht uns keine grosse Sorge, weil wir wissen, dass das ganze Paket von Eingliederungsmassnahmen besser wirkt als angenommen. So dass eben dieser kleine Misserfolg nicht ins Gewicht fällt.»
Baldiger Entscheid im Parlament
Tatsächlich gelingt es der IV gut, gesundheitlich angeschlagene Menschen in der Arbeitswelt zu halten. Aber Menschen ins Erwerbsleben zurückzuführen, da happert es.
Das Parlament wird bald entscheiden, ob Arbeits- und Belastbarkeits-Trainings künftig länger dauern dürfen als heute. Mehr Zeit für psychisch Kranke: Das sei ein richtiger Schritt, finden die Behindertenverbände. Es brauche aber noch mehr, Arbeitgeber etwa, die Betroffenen eine Chance geben.