Jacques de Watteville tritt sein neues Amt eigentlich schon im Pensionsalter an. Der vom Bundesrat ernannte Superbotschafter für das EU-Dossier wurde 1951 in Genf geboren. Seine Mittelschule hat er in Paris abgeschlossen, bevor er in Lausanne Rechts- und Wirtschaftswissenschaften studiert. Er doktorierte darauf in Rechtswissenschaften promoviert und legte das Anwaltspatent ab.
Die Ernennung
Nach einem Jahr als Delegierter des Roten Kreuzes im Libanon und einem Praktikum in einer Anwaltskanzlei trat er 1982 in den diplomatischen Dienst ein. In den 30 Jahren als Diplomat hat er viel Zeit im Nahen Osten, unter anderem als Botschafter von Syrien. Weitere Stationen waren London und Peking.
EWR-Verhandlungen koordiniert
Für seine neue Aufgabe am wichtigsten dürften aber seine Aufenthalte in Brüssel sein. Bereits 1988 bis 1992 war er als Sekretär und später Botschaftsrat für die Schweizer Mission in Brüssel tätig. Da war de Watteville unter anderem mit den Verhandlungen zum Landverkehr und der Koordination der Verhandlungen zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) betraut.
Auch im Amt als Vorsteher der Abteilung für Wirtschafts- und Finanzfragen des Eidgenössischen Departements des Äusseren (EDA) von 1997 bis 2003 konnte er in Verhandlungen Erfahrungen im Umgang mit der EU-Diplomatie sammeln.
Erneut nach Brüssel berufen wurde de Watteville 2007 – dieses Mal als Botschafter und damit Chef der Schweizer Mission. Dort blieb er bis zu seiner Ernennung zum Botschafter in China 2012.
Widmer-Schlumpfs Mann für Steuerabkommen
Schon ein Jahr später holte ihn Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf ins Finanzdepartement. Im Staatsekretariat für internationale Finanzfragen (SIF) war er vorderster Mann der Bundesrätin in den Verhandlungen um die Beilegung des Steuerstreits mit den USA, der EU und den grossen Nachbarstaaten. In Brüssel verhandelte er bereits intensiv über den automatischen Informationsaustausch, die Zinsbesteuerung und die Unternehmenssteuerreform III.
Den Abschluss der Verhandlungen um ein neues Steuerabkommen mit Italien verkündete der Bundesrat just am Tag seiner Ernennung zum neuen Superdiplomaten für das EU-Dossier.
Der Romands Jacques de Watteville stammt ursprünglich aus der Berner Patrizierfamilie von Wattenwyl. Aufgewachsen ist er allerdings in Lausanne. De Watteville ist verheiratet mit Maria, einer gebürtigen Syrerin, die im Libanon aufgewachsen ist. Mit ihr hat er drei Kinder.