Seit 22 Jahren tüftelt Niklaus Vida an seinem Motor. Damals lernte der Aargauer Augenarzt auf einer Geschäftsreise russische Wissenschaftler kennen. Sie forschten an einer solchem Motor, kamen aber nicht weiter.
Seither fasziniere ihn die Idee. «Ich habe sie über die Jahre Schritt für Schritt vorangetrieben, bis schliesslich der thermomagnetische Motor entstand», erklärt Vida.
Elektrizität aus Abwärme
Sein Motor produziert Strom, indem er vereinfacht gesagt mit Wärme und Kälte spielt und so Magnete in Bewegung bringt. Dank dem Motor könnte aus Abwärme von Industriebetrieben Strom produziert werden. Bislang wird solche Abwärme nur in den seltensten Fällen genutzt, meist verpufft sie einfach.
Vida hat viel Geld in sein Projekt investiert. Er ist an Universitäten gereist, hat Kontakte zu weiteren Forschern geknüpft und in seiner Garage einen Prototyp gebaut. Mit diesem brachte er vor vier Jahren schliesslich ein Rad zum Drehen. Der Motor sei der erste seiner Art auf der ganzen Welt gewesen, erinnert sich Vida. «Wir schafften etwas, das sonst noch niemand geschafft hatte.»
Unterstützung vom Bund
Auch für das Bundesamt für Energie hat Vidas Technologie grosses Potenzial. Bislang unterstützte das BFE sein Projekt mit insgesamt 140'000 Franken.
Der thermomagnetische Motor aus dem Aargau unterscheidet sich von Konkurrenzmodellen insofern, als dass die Magnete im Innern innert Millisekunden ihre Kraft verlieren und dann wieder aufbauen können. Konkurrenzprodukte brauchen dafür rund vier Sekunden. Vidas Technik ist also 1000 Mal schneller.
Auch Professoren mit an Bord
Dass er dies geschafft hat, wollte ihm noch 2012 niemand so recht glauben. Auch ein ehemaliger Technik-Professor der Fachhochschule Nordwestschweiz lachte zuerst nur, als ihn Vida zu sich einlud. Doch Vida konnte ihn trotzdem zu einem Besuch überreden.
Bei der Vorführung habe der Professor sodann zunächst nach einem versteckten Elektromotor, dann nach einem Seilzug gesucht. «Als er gesehen hat, dass der Motor tatsächlich läuft, sagte er ‹Boahh... ich bin dabei!›».
Heute arbeitet Vida mit dem Nachfolger des Professors – dieser ist inzwischen verstorben – zusammen. Daniel Wymann ist im Unterschied zu Vida etwas weniger euphorisch, vor allem, was die Marktreife anbelangt. Das Problem: Der Wirkungsgrad des Motors ist noch «sehr, sehr gering», wie Wymann es ausdrückt. «Doch jetzt beginnt die Entwicklung und Forschung, um die Effizienz zu steigern.»
Der Professor und Pragmatiker Wymann und der Augenarzt und Euphoriker Vida: Es ist dies die Mischung, die dem Motor vielleicht tatsächlich den wichtigen letzten Schub zur Marktreife verleihen kann.