Generika gelten als günstige Alternative. Doch im Vergleich mit dem Ausland sind auch die Nachahmer-Präparate hierzulande teurer.
Viel teurer, sogar: Die Durchschnittspreise sind fast doppelt so hoch. Bei Medikamenten, die noch Patentschutz haben, muss ein Schweizer im Schnitt «nur» 12 Prozent mehr berappen.
Das zeigt eine Studie des Krankenkassenverbands Santésuisse und des Branchenverbandes Interpharma. Sie wurde bereits zum vierten Mal durchgeführt. Die Studie vergleicht die 200 umsatzstärksten Originalpräparate und die 200 umsatzstärksten Generika. Vergleichsländer waren Deutschland, Dänemark, die Niederlande, Grossbritannien, Frankreich und Österreich.
Interpharma und Santésuisse uneins
Interpharma hält die höheren Preise für gerechtfertigt. Die Argumente des Verbandes: Der Franken ist nach wie vor zu stark, das Schweizer Versorgungssystem ist besser, die Lebenshaltungskosten sind höher.
«140‘000 Menschen beziehen ihren Lohn direkt oder indirekt von der Pharmaindustrie», sagt Interpharma-Generalsekretär Thomas Cueni. «Diese Leute werden in Franken bezahlt.» Das koste. Es sei deshalb falsch, nur auf den Preis im Ausland zu schauen: «Wir produzieren und forschen in der Schweiz.» Zudem findet Cueni: «Gemessen an der Kaufkraft sind die Preise in der Schweiz und in Frankreich die tiefsten. Wir kriegen viel, gemessen an unserem Lebensstandard.»
Etwas anders tönt es beim Krankenkassenverband. «Es ist nicht einfach nichts gegangen», räumt Direktor Christoph Meier ein. Aber: «Der Unterschied zum Ausland ist weiterhin zu gross».
Pharmamultis gehen vor Gericht
Die Medikamentenpreise: ein Thema, über das seit Jahren gestritten wird. Wie teuer darf es sein? Und vor allem: wie viel teurer als im Ausland?
Gesundheitsminister Alain Berset machte vor einem Jahr einen neuen Vorschlag: Massgebend für den Preis in der Schweiz soll nur der Preis eines Medikaments im Ausland sein.
Gerechnet wurde lange mit einem Euro-Wechselkurs von 1.58 Franken. Zu hoch, befand Berset – und setzte in den Verhandlungen 1.29 Franken durch. Für manche Medikamente sanken die Preise daraufhin. Die Änderung betrifft vorerst rund ein Drittel aller kassenpflichtigen Medikamente.
Oder besser: sollte betreffen. Pharmamultis wie Roche oder Novartis zogen gegen die Preissenkung vor Gericht. Die Beschwerden haben aufschiebende Wirkung. Das heisst: Der Preis vieler Medikamente beruht immer noch auf dem Wechselkurs von 1.58 Franken.
Streit um den «therapeutischen Quervergleich»
Was sagt Interpharma? Generalsekretär Cueni betont, der Verband wehre sich nicht grundsätzlich gegen Preissenkungen. Doch es reiche nicht, den Preis nur im Vergleich mit dem Ausland festzulegen. Cueni will den so genannten therapeutischen Nutzen mitberücksichtigt wissen.
Der Preis eines einzelnen Medikaments würde damit nicht nur davon abhängen, was es jenseits der Grenze kostet. Sondern auch davon, wie teuer ein anderes Präparat mit ähnlicher Wirkung ist. Ein hoher Preis beim Vergleichsmedikament hat also Folgen.
Berset will diesen Vergleich nur zulassen, wenn ein Medikament im Ausland nicht auf dem Markt ist.