Wer montags bis freitags frühmorgens zur Arbeit fährt, kennt das Problem: Die Züge sind überfüllt mit Pendlern, Schülern und pensionierten Wandervögeln. Tagsüber dagegen gibt es Platz in den Zügen.
Nicht viel besser sieht es auf den Schweizer Strassen aus. Stossstange an Stossstange wälzt sich die Blechlawine am Morgen Richtung Arbeitsplatz – um abends wieder denselben Weg nach Hause unter die Räder zu nehmen.
Nicht von heute auf morgen
Mit Mobility Pricing will der Bundesrat den Verkehr besser verteilen. Wie Doris Leuthard an der Medienkonferenz sagte, wird Mobility Pricing nicht sofort eingeführt.
Zunächst wird laut Peter Füglistaler, Direktor Bundesamt für Verkehr (BAV), mit regionalen Versuchen begonnen, die dann auf weitere Gebiete ausgedehnt werden sollen. Laut Leuthard kann es 15 Jahre dauern, bis Mobility Pricing grossräumig eingeführt ist.
Mit andern Massnahmen kombinieren
Ziel ist es, die Mobilitätsnachfrage langfristig durch benützungsbezogene Abgaben besser auf den Tag zu verteilen und die Verkehrsinfrastruktur auf Strasse und Schiene so gleichmässiger auszulasten. Um Verkehrsspitzen zu glätten, lohne es sich ausserdem, weitere Massnahmen wie flexible Arbeitszeitmodelle, angepasste Unterrichtszeiten, Home Office oder Fahrgemeinschaften zu fördern.
So soll es funktionieren
Strassenverkehr: Der Preis der Mobilität soll von der Nutzung abhängen. Diese wird über ein «Smart Divice» erfasst, etwa über das Smartphone. Autofahrer müssten eine Kilometerabgabe und zu Hauptverkehrszeiten eventuell an neuralgischen Stellen einen Kilometerzuschlag entrichten.
Beides würden schrittweise bestehende Abgaben ersetzen – den Mineralösteuerzuschlag, die zweckgebundene Mineralölsteuer, die Automobilsteuer, die Vignette und kantonale Motorfahrzeugsteuern. Spezielle Lösungen bräuchte es für Gelegenheitsnutzer.
Öffentlicher Verkehr: Im öffentlichen Verkehr würden auf besonders stark belasteten Bahn-, Bus- und Tramlinien örtlich und zeitlich differenzierte Tarife eingeführt. Kompensiert werden soll das mit geringeren Tariferhöhungen.
Voraussetzung dafür ist ein elektronisches Erhebungssystem, mit welchem das Ein- und Aussteigen im Fahrzeug registriert und verrechnet wird. Das Generalabonnement (GA) werde ein wichtiges Angebot bleiben, aber in angepasster Form, sagte Füglistaler.
Mehrere Kantone an Versuch interessiert
Leuthards Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) wird als nächstes mit interessierten Kantonen und Gemeinden die Möglichkeit von Pilotprojekten prüfen. Die Kantone Genf, Tessin, Zug sowie die Stadt Rapperswil-Jona und der Grossraum Bern haben Interesse angemeldet.
Um Pilotversuche durchzuführen, braucht es zumindest ein befristetes Bundesgesetz.