Fünfter Stock im Berner Hotel Bellevue. Hier, im Fitness-Studio des Hotels, skizziert der Bündner SVP-Nationalrat Heinz Brand seine Ideen zum Schweizer Gesundheitswesen. Während der Sessionen ist der SVP-Nationalrat eigenen Angaben zufolge jeden Morgen schon um 5 Uhr hier anzutreffen.
Brand hat den Ort nicht zufällig gewählt, sondern weil «eine persönliche Fitness sehr viel dazu beiträgt, dass man Kosten im Gesundheitssektor vermeiden kann». Wer sich fit halte, helfe mit, Kosten zu sparen. Eigenverantwortung ist zentral für Brand – und daher ist der neue Santésuisse-Präsident auch der Meinung, dass «die Anhebung der Minimalfranchise die Eigenverantwortung stärken würde».
Prävention über das Portemonnaie
Denn «wenn es ans Portemonnaie geht», das wisse man aus anderen Bereichen, «dann beginnt die Vorsicht, dann beginnt die Prävention». 500 Franken statt 300 Franken soll die minimale Franchise kosten, die Patienten selber zahlen müssen. Die höchste Franchise – sie beträgt heute 2500 Franken – dürfe dafür durchaus noch höher sein, fordert er.
Der Santésuisse-Verbandspräsident geht damit auf Konfrontation mit SP-Gesundheitsminister Alain Berset. Dessen Bundesamt für Gesundheit BAG überprüft derzeit das Franchisensystem und hat dabei speziell die höchsten Franchisen im Visier. Dass Versicherte mit tiefem Selbstbehalt mehr an ihre Behandlungskosten zahlen sollen, davon ist beim BAG nicht die Rede.
«Man muss auch streichen können»
Kosten senken will Brand aber auch, indem der Leistungskatalog der Grundversicherung ausgedünnt wird. «Es ist unerlässlich, dass man solche Sachen auch einmal streicht. So wie man hinzufügt, muss man auch streichen können.»
Mit Eigenverantwortung will Brand auch beim eigenen Verband ansetzen. Denn seit der Abspaltung gewichtiger Krankenkassen und der Gründung des Konkurrenzverbands Curafutura spricht die Branche nicht mehr mit einer Stimme.
Das könne zu Ineffizienz führen, gibt Brand zu. «Ich kann Ihnen aber sagen, dass zwischen Curafutura und Santésuisse kein Weltmeer liegt.» So sei er zuversichtlich, dass die beiden Verbände etwa bei Tarifverhandlungen einen Weg fänden, um geeint aufzutreten. Entsprechende Gespräche liefen.
Das Prinzip Eigenverantwortung soll nach Brands Ansicht auch für Fitnesszentren gelten. Dass die Krankenkassen Fitnessabos von Versicherten zahlen müssen, wie es eine neue Volksinitiative des Schweizer Fitness- und Gesundheitscenterverbands verlangt, lehnt er ab. Versicherungen seien kein Selbstbedienungsladen.