Das Wasser schiesst durch eine über zwei Meter dicke Röhre und treibt zwei Turbinen an. Zwei Turbinen, die seit Anfang Jahr Strom nur noch für die SBB produzieren und einiges leisten: Jeder zehnte Zug fährt dank des Stroms aus Wassen. Das Kraftwerk leiste einen wichtigen Teil, um das Ziel des Atomausstiegs zu erreichen, freut sich Jon Bisaz, der bei der SBB den Bereich Energie leitet.
Fünfundzwanzig Prozent mehr Energie nötig
Der Ausstieg scheint zwar auf den ersten Blick gar nicht so schwierig zu sein. Der Anteil an Atomenergie bei der SBB beträgt nur 10 Prozent. Doch das sei nicht die einzige Herausforderung, sagt Jon Bisaz: «Was dazu kommt, ist der gesamte Ausbau des Angebots. Er führt zu rund fünfundzwanzig Prozent mehr benötigter Energie. Dies und den Wegfall der Atomenergie gilt es zu kompensieren.»
Neue Strecken, höhere Geschwindigkeiten, das braucht viel Energie. Die SBB müsste über 800'000 Gigawattstunden zusätzlich produzieren. Das ist so viel, wie rund 200'000 Haushalte im Jahr verbrauchen. Alleine mit Wasserkraft ist das kaum zu schaffen. Die SBB will deshalb auch Strom sparen und zwar viel, wie Bisaz sagt: «Wir wollen rund sechshundert Gigawattstunden bis 2015 einsparen. Das ist das grösste Energiesparprogramm in der Schweiz.»
Verschiedenste Sparmassnahmen sind geplant: Lokführer beispielsweise werden in ökologischer Fahrweise geschult. Oder: Ein elektronisches System soll unplanmässige Bremsmanöver vermeiden helfen. «Einen vollbesetzten ICE von Reisegeschwindigkeit zum Stillstand zu bringen und wieder zu beschleunigen, kostet rund tausend Franken an Energie und Verschleiss.»
Stromproduktion vor Ort
Dann soll der Strom auch möglichst dort produziert werden, wo er gebraucht wird. So lassen sich Verluste bei der Strom-Übertragung verringern. «Der Energiebedarf auf der Nord-Süd-Achse wird massiv zunehmen. Wassen leistet hier einen Beitrag durch lokale Produktion», sagt Bisaz. Das entspreche vollumfänglich der Strategie der SBB.