Im Juni sind in der Schweiz mehr Asylgesuche verzeichnet worden, als noch im Mai. Waren es im Mai noch rund 1900 an der Zahl, wurden im Juni bereits 2300 Asylgesuche gestellt. Doch längst nicht alle, die an der Grenze aufgegriffen werden, wollen in der Schweiz bleiben.
Durchreisen – aber nicht bleiben
In den letzten Wochen verzichteten immer mehr Migranten auf ein Gesuch. Lea Wertheimer vom Staatssekretariat für Migration (SEM) spricht von einem neuen Trend. «Wir stellen fest, dass die Zahl der Asylgesuche nicht im gleichen Mass steigt, wie die Anhaltungen an der Grenze. Das kann bedeuten, dass es eben vermehrt Personen gibt, die ganz gezielt nicht in die Schweiz wollen, um ein Asylgesuch zu stellen.»
Letzte Woche verzichteten an der Südgrenze rund Dreiviertel aller Migranten auf ein Asylgesuch. Sie mussten zurück nach Italien – und dürften wohl bald erneut versuchen, durch die Schweiz durchzureisen.
Asylstrategie macht Schweiz unattraktiver
Eritreer zum Beispiel zieht es offenbar vermehrt weiter. Ein Grund dafür sei wohl die Asylstrategie der Bundesbehörden, sagt Wertheimer. Das SEM behandelt Asylgesuche von Menschen mit guten Asylchancen nur mit zweiter Priorität, also verzögert.
Dass die Asylzahlen von Mai zu Juni gestiegen sind, hat wohl mit der Jahreszeit zu tun. Das Mittelmeer ist ruhig und mehr Menschen wagen die Überfahrt. Insgesamt baten seit Januar und bis Ende Juni 14'277 Menschen um Asyl, davon 5962 im zweiten Quartal.
Doch vergleicht man die Zahlen mit dem letzten Jahr, so liegen die Asylzahlen deutlich tiefer. Im Juni 2015 wurden rund 3800 Gesuche gestellt. Damals kamen zusätzlich erste Migranten über die nun geschlossene Balkanroute in die Schweiz.
Gleiche Herkunftsländer
Weiterhin stellen eritreische Staatsangehörige die grösste Gruppe der Asylsuchenden (512 Gesuche im Juni). Gefolgt von Somalia, Syrien und Nigeria.
Eine Prognose, wie sich die Asylgesuche in den nächsten Monaten weiter entwickeln werden, kann das Staatssekretariat für Migration (SEM) momentan nicht machen.
Umsiedelung via Flüchtlingsprogramm
Im Rahmen des Resettlement-Programms des UNO-Hochkommissariats für Flüchtlinge kamen im zweiten Quartal 231 dieses Jahres Flüchtlinge ins Land. Die meisten von ihnen sind Syrer und Syrerinnen aus Libanon. Zu dieser Gruppe gehören aber auch 24 Iraker und irakische Palästinenser, die laut SEM in Syrien stark gefährdet waren.
Weitere 34 Schutz suchende Menschen kamen im Rahmen des Relocation-Programms der EU aus Italien in die Schweiz. Mit diesem Programm werden 160'000 bereits in Europa angekommene Flüchtlinge auf einzelne Staaten verteilt.