SRF News: Die Krankenkassenprämien steigen dieses Jahr durchschnittlich um 4,5 Prozent. Bei Kindern und Jugendlichen sind es allerdings satte 6,6 Prozent. Weshalb?
Monika Zumbrunn: Krankenkassen müssen für Kinder und Jugendliche bis 26 Jahre grundsätzlich günstigere Prämien als für Erwachsene festsetzen. Damit konnten die Kosten, die Kinder und Jugendliche verursachen, in den letzten Jahren jedoch nicht mehr gedeckt werden. Deshalb kürzen die Krankenkassen die Prämienrabatte für Kinder und Jugendliche ein weiteres Mal und so steigen deren Prämien überdurchschnittlich um 6,6 Prozent.
Nicht in allen Kantonen steigen die Prämien gleich hoch. Weshalb nicht?
Es gibt tatsächlich immense Unterschiede. In ländlicheren Kantonen sind die Gesundheitskosten häufig niedriger, weil die Bevölkerung seltener zum Arzt geht und auch nicht gleich zum Spezialisten rennt. Zudem gibt es grosse Unterschiede in den kantonalen Spitallandschaften. Je nachdem ob es viele Spitäler und damit eine Überversorgung gibt, oder ob die Strukturen bereits heruntergefahren worden sind, fallen die Kosten und damit auch die Prämien unterschiedlich hoch aus.
Gesundheitsminister Alain Berset will jetzt eingreifen. Wo will er das tun?
In verschiedenen Bereichen. Bei den Ärzten steht Berset für einen neuen Arbeitstarif ein, der den Aufwand besser spiegelt. Bei der Pharma will er die Medikamentenpreise nochmals senken. Es sollen auch verschiedene Leistungen grundsätzlich überprüft werden, etwa Operationen, die laut Studien überflüssig sind. Berset will aber auch bei den Spitalkosten ansetzen, weil das neue Finanzierungssystem mit den Fallpauschalen in den letzten Jahren noch zu gar keinen Kostensenkungen geführt hat. Das sind alles Massnahmen bei den Leistungserbringern. Bei den Konsumenten belässt es der Gesundheitsminister bei dem Aufruf, man möge sich doch bitte zweimal überlegen, ob man wirklich zum Arzt müsse. Leistungen in der Grundversicherung abzubauen, lehnt der sozialdemokratische Gesundheitsminister jedoch kategorisch ab, wie er auf Anfrage von Radio SRF erklärte.
Berset will auch die Prämienregionen innerhalb der Kantone anpassen. Spart man damit Geld?
Nein, da geht es nicht um Einsparungen, sondern um mehr Transparenz. Die Prämienregionen spiegeln heute nicht mehr die Realität. Es gibt heute Kantone mit bis zu drei verschiedenen Prämienregionen, zum Beispiel Bern oder Zürich. Je nachdem wo man wohnt, bezahlt man bei derselben Krankenkasse unterschiedliche Prämien. Dieses System ergibt tausende von unterschiedlichen Prämien. Wer sie im Internet vergleicht, kennt den Dschungel. Mit einer Reduktion der Prämienregionen will der Gesundheitsminister das System vereinfachen.
Das Gespräch führte Simon Leu.