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Schweiz Wie soll die Schweiz mit dem Dschihadismus umgehen?

Nach den Anschlägen von Paris stellt sich auch in der Schweiz die Frage, wie mit den Ereignissen und dem Phänomen des Dschihadismus umgegangen werden soll. Wichtig sei der Ausbau von Beratungsstellen sowie die thematische Aufarbeitung in den Schulen, sagt eine Erziehungswissenschaftlerin.

SRF News: Gibt es den typischen Dschihad-Reisenden aus der Schweiz?

Miryam Eser Davolio

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Die Dozentin an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) hat mit anderen Autoren eine Studie über die Hintergründe dschihadistischer Radikalisierung in der Schweiz veröffentlicht.

Miryam Eser Davolio: Nein, den gibt es nicht. Genauso wenig gibt es in unseren Nachbarländern den typischen Dschihad-Reisenden. Wir habe hier ein sehr heterogenes Bild und es gibt kaum Faktoren, die sich verallgemeinern lassen.

Aber kann man sagen, dass vor allem junge Menschen eine Dschihad-Reise antreten?

Altersmässig haben wir sehr wenig Minderjährige. Der Hauptanteil bewegt sich im Alter zwischen 22 und 35 Jahren. In der Regel sind es erwachsene Männer, die sich dazu entscheiden. Deutschland und Frankreich weisen einen etwas höheren Anteil an jüngeren Personen auf als die Schweiz.

Sandalen im Schnee

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Sie haben festgestellt, dass eine öffentliche Debatte über islamische Radikalisierung in der Schweiz bisher nicht gross stattgefunden hat. Ihre Studie will dem entgegenwirken. Weshalb hat diese Diskussion bisher nicht stattgefunden?

Ich würde nicht sagen, dass überhaupt keine Diskussion stattgefunden hat. Was in der Schweiz fehlt, sind Strukturen, die Wissen koordinieren und Stellen, an die sich Betroffene für Beratungen hinwenden können. Es gibt in der Schweiz lediglich die Beratungsstellen der beiden Basel und der Stadt Bern.

Man kann davon ausgehen, dass die Ereignisse in Paris auch in den Schulen ausgiebig zum Thema gemacht werden. Wo bestehen diesbezüglich die Schwierigkeiten für die Lehrpersonen?

Die erste Frage ist, wie man so ein Thema mit der ganzen Betroffenheit, die man selber hat, angeht. Gerade Kinder und Jugendliche reagieren bei solchen Themen noch sensibler als Erwachsene. Ich denke, dass es ganz wichtig ist, dieses Thema gemeinsam zu besprechen.

Es kann auch die Problematik aufkommen, dass einzelne Schüler vielleicht sogar Sympathien bekunden. Auf der anderen Seite hat man sicher auch Jugendliche, die sehr radikale Forderungen stellen: Beispielsweise man solle alle Muslime ausschaffen. Hier braucht es seitens der Lehrpersonen Fingerspitzengefühl, damit sie diesen Schülern keine Plattform bieten. Andererseits ist es doch wichtig, dass die Schüler aussprechen können, was ihnen auf dem Herzen liegt. In diesem Bereich eine konstruktive Diskussion zu führen, ist gerade nach den Ereignissen von Paris eine sehr schwierige Aufgabe für viele Lehrerinnen und Lehrer.

Audio
In der Schweiz fehlen Beratungsstellen
aus SRF 4 News aktuell vom 16.11.2015.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 50 Sekunden.

Wie kann das Fingerspitzengefühl bei Lehrpersonen trainiert werden?

Wir haben eine gemeinsame Wertebasis: die Würde der Menschen, die Grundrechte, unser Rechtsstaat. Ich denke, es ist ganz wichtig aufzuzeigen, welche Werte wir hier vertreten. Der Terror des IS hat zum Ziel, dass Konfrontationen oder gar gewalttätige Konflikte in unseren Ländern entstehen. In diese Falle dürfen wir nicht tappen und deshalb ist es wichtig, dass wir Gespräche auch mit unterschiedlichen Meinungen und Haltungen führen können. Diese Offenheit müssen wir haben, aber dennoch zu unseren Werten stehen.

Das Gespräch führte Daniel Eisner.

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