Das Coronavirus kann sich bei jeder Übertragung verändern. Es mutiert. In einer weltweit einzigartigen Studie haben Basler Forscher die Informationen des Erbguts der Viren aufgeschlüsselt. Dabei haben sie sogar eine spezifische Basler Variante von Covid-19 entdeckt. Das sind Erkenntnisse, die im Kampf gegen die Pandemie nützlich sein können.
Weltweit: 90 verschiedene Viren-Linien
Von 500 Patientinnen und Patienten hat das Team rund um den Basler Forscher Adrian Egli das Erbgut der Viren entschlüsselt. Es ist weltweit die einzige Studie, welche die Mutationen von Coronaviren innerhalb einer Stadt so präzise unter die Lupe nimmt.
Diese Informationen hat Adrian Egli, der an der Universität Basel und am Basler Unispital tätig ist, mit internationalen Daten abgeglichen. «Wir wollen verstehen, welche Wege das Virus geht und wie es nach Basel gekommen ist.» Und die Veränderungen im Erbgut der Viren können da Hinweise liefern. Denn weltweit gibt es bereits rund 90 verschiedene Entwicklungslinien des Virus. Eine davon hat das Team von Egli als lokale Mutation identifiziert: die Basler Variante von Covid-19.
Mit dieser spezifischen Mutation hätten sich rund zwei Drittel der Patientinnen und Patienten infiziert, die in Basel positiv getestet wurden, zeigen die Daten von Egli. «Diese Variante ist gleich zu Beginn der Welle im März entstanden und hat sich dann rasant verbreitet. Wir vermuten, dass der Ursprung ein Superspreader-Anlass im Elsass war», sagt Mikrobiologe Egli.
Diese spezifische Basler Variante habe sich dann vermutlich lokal innerhalb von Familien und Freundeskreisen stark weiterverbreitet, meint Egli. «In diesem Bereich hat das Schutzkonzept Schwächen und die Behörden können auch nur wenig Kontrollen durchführen.» Diese Erkenntnisse würden helfen, besser zu verstehen, wie sich das Virus verbreitet, ist Egli überzeugt.
Wir wollen verstehen, welche Wege das Virus geht und wie es nach Basel gekommen ist.
«Die Studie kann auf blinde Flecken der Pandemie-Massnahmen hinweisen. Es zeigt, wo wir mehr tun müssen.» Rückblickend sei es zum Beispiel der richtige Entscheid gewesen, lokale Grossveranstaltungen wie die Fasnacht abzusagen, sagt Egli.
Wo hat sich das andere Drittel angesteckt?
Es ist erstaunlich, wie präzise Egli und sein Team die Herkunft der Covid-Fälle in Basel zurückverfolgen können. «Abgesehen von der Basler-Mutation kam der allergrösste Teil der Viren aus Norditalien. Wir haben aber auch Stämme aus England, Spanien und sogar aus Australien und Uruguay identifiziert.» Das sei ein Abbild davon, wie international vernetzt Basel sei.
Und diese Internationalität bedeutet auch, dass Basel das Virus nicht nur «importiert», sondern auch bereits «exportiert» hat: Die Basler Corona-Variante sei schon bis nach Kanada feststellbar.