In Schweizer Familien wirkt sich der Lockdown nach Geschlecht unterschiedlich auf die Erwerbstätigkeit aus, zeigt die Auswertung des SRG-Corona-Monitors.
Bei Frauen führte der höhere Betreuungsbedarf der Kinder deutlich häufiger zu einer Reduktion der beruflichen Arbeitskapazitäten als bei Männern.
Kinder im Haushalt wirkten sich zudem stark auf die Stimmung während der Covid-19-Krise aus.
Familien und Erwerbstätigkeit zu vereinbaren, war für viele Eltern bereits vor der COVID-19-Krise ein Balanceakt. Mit der Schliessung der Schulen und der Ausbildungsstätten verschärfte sich die Situation allerdings, zeigt die Studie der Forschungsstelle Sotomo, die vom Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann EBG in Auftrag gegeben wurde.
Am deutlichsten zeigt sich der Geschlechterunterschied bei der Kapazität für Erwerbstätigkeiten: Analysiert man nur die Familienhaushalte mit betreuungspflichtigen Kindern, gaben Frauen zu jedem Befragungszeitpunkt deutlich häufiger als Männer an, aufgrund von mehr Betreuungspflichten weniger Zeit für die Arbeit zu haben. Bei den Frauen lag der Anteil um rund zehn Prozentpunkte höher als bei den Männern.
Nationalrat diskutiert Gleichstellungspolitik
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Der Nationalrat hat am Donnerstagmorgen die Mehrfachbelastungen für viele Familien während der Coronakrise zum Anlass genommen, eine aktuelle Debatte zum Thema «Gleichstellung der Geschlechter und Vereinbarkeit von Berufs- und Familienleben» zu führen. Insbesondere die Ratslinke wies darauf hin, dass in systemrelevanten Bereichen wie der Pflege überdurchschnittlich viele Frauen arbeiteten. Diese Angestellten bräuchten nicht nur Applaus, sondern auch bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne.
Vertreterinnen und Vertreter der rechten und bürgerlichen Parteien warnten derweil davor, eine Geschlechterdebatte zu führen, die vor allem gegen die Männer gerichtet sei.
Die berufliche Arbeitsbelastung der Männer blieb seit Februar häufiger unverändert als diejenige der Frauen: Zwischen einem Fünftel und einem Viertel der befragten Männern gaben während der vier Befragungswellen an, keinerlei Veränderung in Bezug auf ihre berufliche Arbeitsbelastung festzustellen. Bei den befragten Frauen waren dies zwischen März und Mai nur zwischen 14 und 17 Prozent. Erst als im Juni die Schulen wieder geöffnet waren, gab ebenfalls ein Viertel der befragten Frauen an, keine Veränderungen festzustellen.
Grössere Belastung bei jüngeren Kindern
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Die Angaben von Personen in Familienhaushalten mit Kindern im betreuungspflichtigen Alter und denjenigen in Haushalten ohne Kinder unter 16 Jahren unterschieden sich wenig überraschend in wesentlichen Punkten.
Befragten ohne Kinder unter 16 Jahren im Haushalt gaben häufiger als solche mit betreuungspflichtigen Kindern an, dass sie keine Veränderung in ihrer beruflichen Arbeitsbelastung feststellten. Zudem sieht man einen deutlichen Unterschied bei der fehlenden zusätzlichen Belastung durch Kinderbetreuung und Homeschooling.
Je höher der Bildungsstand, desto weniger Kapazitäten
Vor allem Befragte mit einem hohen Einkommen und einem höheren Bildungsstand traf die Krise zu Hause besonders. Je höher der Bildungsstand, desto häufiger gaben die Befragten an, über weniger Kapazität für ihren Beruf zu verfügen.
Am meisten scheinen auch hier Frauen mit hoher Bildung unter verminderten beruflichen Arbeitskapazitäten zu leiden: Solange die Schulen geschlossen waren, gaben jeweils deutlich über vierzig Prozent der gut ausgebildeten Frauen an, über weniger Zeit für ihre Erwerbstätigkeit zu verfügen. Bei den Männern mit hohem Bildungsstand gab dies nur etwa jeder Dritte an.
Ob man in einem Haushalt mit Kindern lebt oder nicht, hatte einen entscheidenden Einfluss auf die Stimmung in den eigenen vier Wänden. Frauen und Männer mit betreuungspflichtigen Kindern empfanden den erhöhten Kinderbetreuungsaufwand mental gleichermassen belastend.
Homeschooling war dabei das grösste Problem. Mit der Zeit sank jedoch die Belastung – was auf eine Art Gewöhnungseffekt zurückzuführen sein könnte oder den vielerorts wiederaufgenommenen Schulunterricht im Mai. Auch der Bewegungsmangel machte Frauen und Männern gleichermassen zu schaffen.
Pandemie verstärkt bereits vorhandene Strukturen
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Die Pandemie machte in der Schweiz vor allem die bereits vorhandene Strukturen sichtbarer: Über achtzig Prozent der Schweizer Frauen sind ausser Haus erwerbstätig, aber viele von ihnen in Teilzeitpensen. Sie übernehmen daher in normalen Zeiten mehr Verantwortung im Haushalt und in der Kinderbetreuung. In diesen aussergewöhnlichen Zeiten wirkt sich dies dann als Mehrfachbelastung noch stärker aus.
Gleichzeitig führte der Lockdown aber bei einem grossen Teil der Befragten aus Haushalten mit Kindern zu einer gestärkten Familie und Partnerschaft. Doch je länger die ausserordentliche Lage andauerte, desto grössere Geschlechter-Differenzen gibt es in Haushalten mit kleinen Kindern wiederum. War es bei der ersten Befragung noch ausgeglichen, gaben in der letzten Befragungswelle nur noch ein Drittel der Männer an, die Familie oder Partnerschaft als gestärkt wahrzunehmen. Bei den Frauen war es immer noch knapp die Hälfte.
SRG Corona-Monitor zu Familien- und Betreuungsstrukturen.
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Die vorliegende Analyse basiert auf den Daten der vier Befragungswellen des SRG Corona-Monitors. Im Durchschnitt beteiligten sich jeweils rund 30’000 Personen an einer Befragung. Die erste Ausgabe dieses Monitorings hatte die Stimmungslage nur eine Woche nach Erklärung der «ausserordentlichen Lage» durch den Bundesrat am Wochenende des 22. März 2020 erfasst, die zweite erfolgte am Wochenende des 5. Aprils, die dritte zwischen dem 2. und dem 5. Mai. Die aktuellsten Daten wurden schliesslich zwischen dem 5. und dem 8. Juni erhoben und damit nach der Wiedereröffnung der Schulen am 11. Mai. Durch die statistische Gewichtung sind die Ergebnisse repräsentativ für die sprachlich integrierte Wohnbevölkerung der Schweiz ab 15 Jahren. Die folgenden Analysen basieren auf den Angaben der 25- bis 65-jährigen Befragungsteilnehmenden und fokussieren auf Haushalte mit Kindern, die jünger als 16 Jahre und damit noch betreuungspflichtig sind.
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Nationalrat diskutiert Mehrbelastung der Frauen durch Corona
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