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Flüchtlingshilfe kann 30'000 Plätze anbieten
Aus Tagesschau vom 06.03.2022.
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Schweizer Flüchtlingshilfe «Es ist eine fantastische Solidarität vorhanden»

Die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH) hat in den vergangenen Tagen unzählige Angebote für die private Unterbringung von Geflüchteten aus der Ukraine erhalten. Die Schweizer Bevölkerung zeigt sich enorm hilfsbereit und solidarisch. Es gebe noch viele offene Fragen, aber auch Unterstützungsangebote der Flüchtlingshilfe, erklärt Direktorin Miriam Behrens.

Miriam Behrens

Direktorin Schweizerische Flüchtlingshilfe

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Miriam Behrens ist Direktorin der Schweizerischen Flüchtlingshilfe, wo sie seit 2016 Generalsekretärin war. Vor ihrer Zeit als Generalsekretärin der Grünen Partei der Schweiz ab 2010 war sie als Projektleiterin Politik & Internationales bei Pro Natura.

SRF News: Frau Behrens, braucht es noch private Angebote, um Flüchtlinge aufzunehmen?

Miriam Behrens: Wir haben gemeinsam mit der Kampagnenorganisation Campax rund 30'000 Betten bereit. Wir gehen aber davon aus, dass sehr viele Geflüchtete in der Schweiz ankommen und wir sind dankbar für jedes zusätzliche Bett, sei es privat, Hotelzimmer oder leer stehende Ferienwohnungen.

Wie viele Flüchtlinge sind denn bereits in der Schweiz?

Das ist schwierig zu schätzen, weil die Geflüchteten noch nicht registriert sind. Das beginnt erst, wenn der Schutzstatus S eingeführt wird. Aber wir gehen von mehreren tausend Personen aus. Wir erwarten auch heute mehrere hundert Leute, die aus Deutschland in der Schweiz eintreffen werden. Je nach Kriegsentwicklung könnten bis zu sieben Millionen Geflüchtete in Europa eintreffen und Zehntausende in die Schweiz kommen.

Wie gross ist die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung?

Es haben sich bei uns schon Tausende gemeldet. Es ist eine fantastische Solidarität in der Bevölkerung vorhanden. Menschen, die nicht nur als Gastfamilien helfen wollen, sondern auch helfen wollen beim Empfang oder mit Hilfsgütern.

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Miriam Behrens: «Es ist eine fantastische Solidarität in der Bevölkerung vorhanden»
Aus News-Clip vom 06.03.2022.
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Was sollte nun eine potenzielle Gastfamilie beachten als Voraussetzung für eine Aufnahme von Geflüchteten?

Man sollte vor allem die Bedürfnisse der Geflüchteten kennen. Sie kommen aus einem Krisengebiet, sie mussten alles hinter sich lassen, zum Teil sogar Familienangehörige und sind darum schwer traumatisiert. Was wir uns darum bei Gastfamilien wünschen sind Rückzugsorte wie ein eigenes abschliessbares Zimmer. Ideal wäre eine Mindestaufenthaltsmöglichkeit von drei Monaten. Und selbstverständlich Offenheit für Gespräche, um ihnen auch im Alltag ein wenig helfen zu können. Es ist ein anspruchsvolles Profil, aber es hilft auch sehr bei der Integration. Wir werden ihnen mit einer Hotline zur Seite stehen und die Gastfamilien begleiten und beraten können.

Wir werden eine Hotline anbieten und die Gastfamilien begleiten und beraten.

Wie werden Gastfamilien unterstützt?

Neben einer Hotline für Fragen werden wir die Gastfamilien zu vernetzen suchen und Austauschtreffen organisieren. Die Familien sollen Ansprechpartner haben. Wir sind auch bemüht, Übersetzer zur Verfügung zu stellen, damit eine Kommunikation möglich ist, vor allem für die Platzierung am Anfang. Eine Entschädigung wird ganz sicher von Bund und Kantonen geregelt, die genaue Zuständigkeit ist noch offen. Aber es ist klar, dass es eine Entschädigung geben muss, wenn die Geflüchteten über einen längeren Zeitraum bei einer Gastfamilie aufgenommen werden.

Wie läuft die Koordination zwischen Bund, Kantonen und der Flüchtlingshilfe?

Wir sind in einer engen Absprache mit den Behörden. Im Moment sind die Prozesse noch nicht genau definiert, den die Geflüchteten müssten zuerst in einem Bundesasylzentrum registriert werden. Offen ist im Moment noch, ob sie dann bereits an Gastfamilien vermittelt werden können oder ob sie zuerst den Kantonen zugeordnet werden, wo die Vermittlung stattfindet.

Eine direkte Reise zu Bekannten oder Familienangehörigen in der Schweiz ist auch möglich?

Geflüchtete, die in der Schweiz Angehörige oder Freunde haben, können selbstverständlich direkt dorthin reisen. Sie müssen dann aber trotzdem später bei einem Bundesasylzentrum vorbeigehen, weil sie registriert werden müssen, um den Schutzstatus S zu erhalten.

Das Gespräch führte Remi Bütler.

Tagesschau, 06.03.2022, 19:30 Uhr ; 

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