- Der Wakkerpreis des Schweizer Heimatschutzes geht 2024 an den Nordwestschweizer Verein Birsstadt.
- Der Verein umfasst zehn Gemeinden in den Kantonen Baselland und Solothurn.
- Die kantons- und gemeindeübergreifende Zusammenarbeit in der Raumplanung sei vorbildlich.
Einfamilienhäuschen, Hochhäuser, Autobahn und Gewerbezonen – die Gemeinden zwischen Birsfelden und Grellingen im Birstal sind praktisch alle typische Agglomerationsgemeinden mit der Stadt Basel als Zentrum im Norden.
Wie viele andere Agglogemeinden in der Schweiz schaute in der Vergangenheit in der Raumplanung jede Gemeinde vor allem mal für sich. Die gemeinsame Verbindung ist seit Jahrhunderten der Fluss Birs.
Im Februar 2018 gründeten zehn Gemeinden im sogenannten Birseck dann den Verein Birsstadt und schufen so einen Rahmen zur Koordination der räumlichen Entwicklung. Seither werden viele Projekte vor der Planung und Realisierung untereinander abgesprochen.
Jüngstes Beispiel ist die Planung einer neuen Brücke als Zufahrt zur Autobahn A18 zwischen Dornach und Aesch. Lange waren sich die beteiligten Gemeinden uneinig, wo die Brücke gebaut werden soll. Seit ein paar Wochen herrscht nun Klarheit.
Ein weiteres Projekt ist der Birspark Landschaft. Hier sollen neue Erholungsräume wie Spazierwege und Parks entlang der Birs geschaffen werden.
Der Schweizer Heimatschutz, der den Wakkerpreis jedes Jahr vergibt, hebt drei Gründe hervor, wie es den zehn Gemeinden gelungen sei, Planungssünden aus der Vergangenheit zu reparieren:
- Die sorgfältige Weiterentwicklung der bedeutenden Industrieareale.
- Die Aufwertung des Natur- und Lebensraums an der Birs.
- Die Sicherung und Stärkung des reichen baukulturellen Erbes.
Und weiter: «Der Verein Birsstadt zeigt, dass Herausforderungen in Agglomerationen durch gemeinde- und kantonsübergreifende Zusammenarbeit besser gelöst werden können. Das gemeinsame Handeln fördert dabei die Baukultur von der grossmassstäblichen Planung bis zum konkreten Bauprojekt», schreibt der Heimatschutz in einer Mitteilung.
Wir konnten uns vor zehn Jahren noch nicht vorstellen, wie gut die Gemeinden untereinander von dem Verein profitieren können.
Jeanne Locher, Präsidentin der Birsstadt-Gemeinde Münchenstein (SP), freut sich über die Auszeichnung. «Wir konnten uns vor zehn Jahren noch nicht vorstellen, wie gut die Gemeinden untereinander von dem Verein profitieren können.»
Gemeinsame Grundlagen ausarbeiten
Dem pflichtet auch Markus Eigenmann, Gemeindepräsident von Arlesheim (FDP), bei. Er rechnet vor, dass, wenn man die Einwohnerzahl der Gemeinden zusammenrechnet, die Birsstadt unter den zehn grössten Städten der Schweiz wäre.
Vor allem bei der Raumplanung habe man als Verein in den letzten Jahren gemeinsam Erfolge erzielen können. Vor kurzem sei denn auch ein Mobilitätskonzept verabschiedet worden, das über die Gemeindegrenzen gilt. «Solche Konzepte sind Grundlagen, auf die sich gemeindeinterne Entscheide dann abstützen können», sagt Eigenmann.
Politiker werden nicht mehr gewählt oder treten zurück. Der Verein bleibt.
Für beide ist klar: Eine Fusion der Gemeinden im Birstal ist kein Thema, die Zusammenarbeit in einem Verein habe sich bewährt. Ein weiterer Vorteil sei, dass der Verein Birsstadt, den jede Gemeinde mit einem Franken pro Einwohner finanziert, auch eine Verlässlichkeit für künftige Generationen biete. Eigenmann: «Politikerinnen und Politiker werden nicht mehr gewählt oder treten zurück. Der Verein bleibt bestehen.»