- In der Schweiz werden Pflanzen in der Landwirtschaft mit verbotenen Pestiziden behandelt.
- Dies zeigen Laboranalysen, die sich die «Sonntagszeitung» gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz beschafft hat.
- Eigentlich dürfen Bäuerinnen und Bauern eine ganze Reihe von Pestiziden nicht mehr einsetzen, weil die Rückstände zu gefährlich für Mensch und Umwelt sind.
Auf Schweizer Acker- und Weinbauchflächen gelangen nicht nur zugelassene Pestizide. Im Jahr 2023 haben Kantonschemikerinnen und -chemiker in elf Prozent der Kulturen Rückstände von verbotenen Pestiziden gefunden: in Weintrauben, Erdbeeren oder Weizen.
Nachgewiesen wurden Stoffe wie Dimethoat, das als krebserregend gilt und seit langem verboten ist, oder Epoxiconazol, ein Stoff, der das Hormonsystem des Menschen beeinflusst und damit auch die Fruchtbarkeit.
Bund will Kontrollen massiv verstärken
Gefährliche und verbotene Pestizide in Nahrungsmitteln? Der Schweizer Bauernverband sucht nach Antworten. «Wir können uns dies auch nicht erklären, weil wir die Einzelfälle nicht kennen. Fakt ist: Die Regeln sind sehr streng und ändern sich auch», sagt Martin Rufer, Direktor des Bauernverbands. Es könne sein, dass einige Bauern dies gar nicht mitbekommen würden – und es dann zu Fehlanwendungen komme.
Das zuständige Bundesamt will die illegalen Praktiken nicht kommentieren. Es bestätigt einzig, dass die Pestizidkontrollen im laufenden Jahr massiv verstärkt werden. Die Massnahmen wurden im Rahmen der «Agrarpolitik 22 plus» beschlossen.
«Was wir bestätigen können, ist, dass das BLW über die Mittel für die Kontrollen verfügt, die eine Erhöhung der Anzahl der Kontrollen von 200 auf 1000 pro Jahr ermöglichen», teilt das Bundesamt für Landwirtschaft schriftlich mit.
Bauernverband mit Massnahmenbündel
Auch der Bauernverband will den Einsatz von verbotenen Pestiziden bekämpfen. Er hat ein ganzes Bündel von Massnahmen festgelegt: «Daher haben wir technische Massnahmen und Massnahmen im Bereich der Aus- und Weiterbildung vorgenommen. Zudem nehmen wir Kontrollen vor, damit wir die Beanstandungen reduzieren können.»
Den Bäuerinnen und Bauern sollte nahegelegt werden, auf biologische Produktion umzustellen.
Sensibilisierung und Schulung: Die Ärztinnen und Ärzte für den Umweltschutz, die den Pestizideinsatz schon lange kritisieren, begrüssen diese Massnahmen. «Es ist wichtig, dass man diese Informationen an die Bäuerinnen und Bauern heranträgt», sagt Geschäftsleiter Martin Forter. Es brauche aber auch mehr Kontrollen und Sanktionen.
«Zudem sollte den Bäuerinnen und Bauern nahelegt werden, auf biologische Produktion umzustellen», so Forter weiter. «Denn die gefährdetsten Menschen bei der Anwendung von Pestiziden sind die Bäuerinnen und Bauern selber.»