Worum geht es? Diese Woche ist ein ungewohntes Spektakel in der Region Bern zu beobachten: Auf dem zivilen Flughafen Belp Bern starten und landen Kampfjets der Luftwaffe. Die Schweizer Armee führt von Montag bis Mittwoch eine Übung durch. Der Name der Übung: Berdeza. Ein Akronym aus «Bern» und «Dezentralisierung». Mehrere Hundert Armeeangehörige in Belp und Meiringen sind daran beteiligt.
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Bild 1 von 4. Alles andere als Alltag: F/A-18-Jets landen auf dem zivilen Flughafen Bern Belp. Bildquelle: Keystone/Peter Schneider.
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Bild 2 von 4. «Plane-Spotter» in der Poleposition: Das Interesse der Öffentlichkeit an der Übung der Luftwaffe ist gross. Bildquelle: Keystone/Peter Schneider.
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Bild 3 von 4. Die Kampfjets werden bei der Übung auch in Belp gewartet. Parallel läuft der zivile Flugbetrieb weiter. Bildquelle: Keystone/Peter Schneider.
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Bild 4 von 4. Peter Merz, Kommandant der Luftwaffe: «Im Ernstfall müssen wir von verschiedenen Standorten aus agieren können.». Bildquelle: Keystone/Peter Schneider.
Warum trainiert die Armee in Bern? Normalerweise starten und landen die Kampfjets der Schweizer Armee von einem der drei Militärflugplätze aus – Meiringen BE, Payerne VD oder Emmen LU. Dies war nicht immer so: Einst betrieb die Schweizer Armee deutlich mehr Militärflugplätze. In den vergangenen Jahrzehnten hat die Luftwaffe ihre Mittel jedoch auf drei Standorte konzentriert. Diese Zentralisierung birgt aber Risiken, wie die Armee schreibt: Sie mache die Schweiz im Ernstfall verwundbar. Trainings auf anderen Flugplätzen seien nötig, damit die Schweizer Luftwaffe besser auf weitreichende, gegnerische Waffensysteme reagieren könne.
Warum findet die Übung jetzt statt? Berdeza ist bereits die zweite Übung innerhalb eines Jahres, bei der die Luftwaffe ihre Fähigkeit zur Dezentralisierung testet. Vergangenen Sommer starteten und landeten die F/A-18-Jets auf der Autobahn A1 zwischen Payerne und Avenches im Kanton Waadt. Die Weltlage sei unsicher geworden, erklärt Peter Merz, Kommandant der Schweizer Luftwaffe. «Auf der ganzen Welt brodelt es und die Frage ist, was macht die Schweiz?»
Im Ernstfall sei es wichtig, dass die Luftwaffe von verschiedenen Standorten aus agieren könne: «Wir müssen in der Lage sein, uns zu tarnen und den Feind zu täuschen.» Deswegen seien Dezentralisierungsübungen auf zivilen Flughäfen oder auf Autobahnen notwendig. Übrigens: 2028 soll wieder eine Übung mit Kampfjets auf einer Autobahn stattfinden. Wo, ist allerdings noch unklar.
Was wird genau geübt? Der Fokus der Übung liegt auf dem Eigenschutz, wie Marc Studer, Kommandant des Militärflugplatzes Meiringen erklärt. «Es geht darum, von einem Gegner nicht erkannt und ‹aufgeklärt› zu werden.» Bei der Übung steht demnach die Logistik und das Bodenpersonal im Fokus und weniger die Piloten. Um nicht erkannt zu werden, müsse die Armee bei einer Dezentralisierung möglichst unsichtbar bleiben. «Wir haben so wenig Material nach Belp gebracht, wie nur möglich», so Marc Studer. Deswegen nutze man so viel Infrastruktur und Dienstleistungen des zivilen Flugplatzes wie möglich, etwa die Feuerwehr oder die Pistenreinigung.
Was sagt der Experte? Christian Brändli ist als Chefredaktor der Allgemeinen Schweizerischen Militärzeitschrift ASMZ ein ausgewiesener Beobachter der Schweizer Armee. Für ihn steht bei dieser Übung die Frage im Zentrum, ob die Luftwaffe in einem für sie fremden Terrain noch funktionsfähig ist. Denn: Ein ziviler Flughafen ist nicht mit einem Militärflugplatz zu vergleichen. In seinen Augen ist der Anlass aber auch eine PR-Angelegenheit. «Die Armee will zeigen, dass sie so etwas stemmen kann.» Dieser Aspekt dürfe nicht unterschätzt werden. «Die Demonstration ist für die eigene Bevölkerung – aber auch für das Ausland.» Brändli erinnert daran, dass die letztjährige Übung in Payerne ein grosses Medienecho auch im Ausland ausgelöst habe. Es sei wichtig zu zeigen, dass die Armee am Ball sei und solche Übungen erfolgreich durchführen könne.